Als Hobbysportler lieben wir unseren Sport. Wir verdienen zwar nichts dabei, aber investieren viel Zeit und Geld in unser geliebtes Hobby. Arbeiten, Training, Essen, Schlafen. Diesen Tagesablauf kennen – denke ich – viele Triathleten. Doch warum machen wir das eigentlich so? Für mich persönlich stand immer der Spaß im Vordergrund. Vom ersten Triathlonwettkampf war ich immer mit rießengroßer Freude mit dabei. Ich lächelte am Start und kam mit einem Lächeln ins Ziel. Die Glücksgefühle währenddessen und danach kann ich schwer in Worte fassen. Aber genau das trieb mich immer wieder an und so habe ich in den letzten sechs Jahren fast 70 Bewerbe absolviert.
Always remember why you started
Dieser Spruch hat mich in den letzten Jahren immer wieder begleitet, denn für mich hat er eine große Bedeutung. Warum mache ich Triathlon? Was waren meine Gedanken bei meinem ersten Triathlon? Oftmals habe ich daran gedacht. Darin steckt für mich ein sehr großes Motivationspotential. Meine Gefühle bei meinem ersten Triathlonwettkampf werde ich nie vergessen. Ich war fasziniert, glücklich, voller Begeisterung und wusste sofort ich will mehr davon. Es war der Spaß an der Sache, die Glücksgefühle im Ziel und die Erfüllung meines Traums einen Triathlon zu finishen, die mich damals so glücklich machten. Und genau das sollte auch in den nächsten Jahren meine Motivation bleiben. Nicht Zeiten, Platzierungen, äußere oder meine eigenen Erwartungen waren von Bedeutung. Damit kann man im Hobbysport nämlich sehr viel kaputt machen.
Heute kann ich sagen, dass mir das in den letzten Jahren immer gelungen ist. Ich war nie die Athletin, die wegen einem Pokal am Start gestanden ist. Ich stand am Start weil ich es wollte! Triathlon ist meine große Leidenschaft und das wollte ich leben und weitergeben.
…und plötzlich will man mehr
Ich denke vielen von euch ging es beim ersten Triathlon ähnlich wie mir. Übermannt von den Glücksgefühlen wollen wir mehr davon. Wir sind vom Triathlon Virus vom ersten Moment an infiziert. Am Anfang wollen wir das Gefühl einfach öfters haben und mehr Bewerbe machen. Später sollen es längere Bewerbe sein und so suchen wir immer nach neuen Herausforderungen. Irgendwann kommt auch der Leistungsgedanke hinzu. Wir wollen schneller werden und trainieren nach einem Plan. Oftmals ordnet sich das restliche Leben dem Triathlonsport unter. Das Training und die Bewerbe stehen in der eigenen Freizeit an erster Stelle. Andere Hobbies, Freunde oder Familie bleiben da oftmals auf der Strecke.
Doch durch die Erfolge, die eigene Leistungssteigerung bekommen wir die notwendige Bestätigung. Wir werden schneller, die Firness steigert sich und wir freuen uns über jeden Pokal, jede Medaille als ob Weihnachten und Ostern gleichzeitig wäre.
Sportauszeit – over and out
Wir leben das Triathletendasein voller Überzeugung und hinterfragt es oftmals nicht mehr. Schließlich ist es auch schon zur Gewohnheit geworden. Trotzdem fühlte ich mich wie in einem Hamsterrad gefangen. Am Anfang wollte ich mir das nicht eingestehen, aber leichte Zweifel kamen irgendwann auf. Warum mache ich das eigentlich noch? Bei mir war das ein schleichender Prozess. Die XTERRA WM auf Hawaii 2017 war mein persönliches Highlight – das zu toppen eigentlich unmöglich. Trotzdem machte ich weiter wie bisher, doch irgendwie fehlten mir die großen Ziele. Was wollte ich noch erreichen? Welches Erlebnis konnte Hawaii toppen?
Immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen bin ich irgendwann am Boden der Tatsachen gelandet. Mein Kopf wollte nicht mehr. Körperlich war ich so fit wie nie, über sechs Jahre gezieltes Ausdauertraining machten sich bezahlt. Aber ohne der nötigen mentalen Motivation geht einfach nichts mehr. Und das musste ich im letzten Jahr (manchmal schmerzlich) lernen. Ich wollte es lange nicht wahr haben, mein Spaß an den Bewerben konnte doch nicht einfach so verloren gegangen sein? Es war ein langer Prozess, immer wieder habe ich doch versucht bei Bewerben zu starten, doch es war einfach nicht mehr so wie vorher. Der Kopf legte sich quer.
Den Tiefpunkt erreichte mein Zustand dann bei der Wintertriathlon WM in Asiago im Februar 2019. In den Tagen vor dem Bewerb merkte ich innerlich so stark wie nie zuvor, dass mein Kopf mit allen Mitteln gegen den bevorstehenden Bewerb streikte. Das war richtig hart für mich. Schlussendlich hat es mir aber gezeigt, dass ich darauf hören muss. Ich stand dann in Asiago schon mit dem Bewusstsein am Start, dass dies vorerst mein letzter Bewerb sein wird. Dieser Entscheidung bleibe ich auch treu, das bin ich meinem Kopf und dem Triathlonsport schuldig. Heuer werde ich deshalb keine Bewerbe mehr machen, was danach kommt werden wir sehen. Aber ich denke es wird sicher kein Abschied für immer sein, denn Triathlon ist immer noch meine große Leidenschaft und das Training nach Lust und Laune macht mir nach wie vor viel Spaß.
Gemeinsam statt einsam
Ich bin unendlich dankbar mit Christian einen Partner an meiner Seite zu haben, der nicht nur meine Leidenschaft für den Triathlonsport teilt und mich bei jedem einzelnen Bewerb in den letzten Jahren immer unterstützt hat, sondern der auch in der schwierigen Situation diese Entscheidung zu treffen immer ein offenes Ohr für mich hatte und mich versteht. Schließlich ändert sich durch diese Entscheidung auch viel im Privatleben.
Wer von euch kennt diese Gefühle auch? Habt ihr euch auch schon einmal eine Sportauszeit genommen? Wie schwierig war es diese Entscheidung zu treffen? Ich freue mich auf deine Meinung dazu.
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1 Gedanke zu „Sportauszeit – wenn der Kopf nicht mehr will“