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Die Angst zu versagen

Die Angst zu versagen ist häufig künstlich erzeugt, gesellschaftlich oder von sich aus hervorgerufen. Überall dort, wo Maßstäbe gesetzt werden oder sich Leistungsvergleiche mit anderen Menschen erlauben, herrschen oftmals Versagensängste. Das kann in vielen unserer Handlungsfelder der Fall sein: z.B. im Job, Sport oder auch im sozialen Umfeld, sowie im materiellen Status. Doch speziell im Sport finden sich öfters Menschen, die von Versagensängsten geplagt sind und im schlimmsten Fall dadurch in eine Depression verfallen.




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Zurück zum Ursprung

Blicken wir zurück auf unsere sportliche Vergangenheit. Zurück auf das, wie und wo alles begann. Dann erinnern wir uns sicherlich noch an das erste Gefühl, wie es war zum ersten Mal an der Startlinie zu stehen. Die erste Aufregung vor dem Schwimmen im See. Gedanken in der Wechselzone, ob alles richtig abläuft und das hoffentlich keiner zusieht, falls darauf vergessen wird die Schwimmkappe abzustreifen bevor der Radhelm richtig am Kopf sitzt. Trotz aller Aufregung war unser erster Start bei einem Triathlonbewerb, auch mit einer gewissen Unbeschwertheit verbunden. Es gab nichts vergleichbares, was wir je zuvor gemacht haben und von daher ging es einfach mal darum Erfahrungen in einer tollen Sportart zu sammeln. Doch mit der Zeit steigen oftmals die Erwartungen, die mit einem Druck verbunden sind. Dieser Druck kann jedoch bei unerfüllten Erwartungen in späterer Folge Versagensängste auslösen.

Angst zu versagen

Sportliche Erfolge und mentale Stärke

Im Laufe der Zeit verschieben sich also unsere Erwartungen. Einerseits an uns selbst und andererseits beeinflussen uns die Erwartungshaltungen von außen Zunehmens. Damit erhöhen sich auch die Potentiale, dass sich Versagensängste in uns breit machen und uns Gedanken wie: „ich bin nicht ich gut genug“ – „ich weiß nicht, ob ich das schaffe“ usw. begleiten. Diese Gedanken überhäufen sich allerdings nur dann, wenn wir diese zulassen. Daran kann jeder von uns arbeiten. Wir müssen nur lernen uns selbst so zu akzeptieren, wie wir sind und nicht wie uns andere haben möchten oder beharrlich einem Idealbild nacheifern. Viel wichtiger ist es seine Stärken und Schwächen unter der Berücksichtigung der persönlichen Voraussetzungen zu akzeptieren. Denn nicht jeder hat die gleichen Voraussetzungen für eine Zielerreichung.

Daher stehen sportliche Erfolge und der Aufbau einer sogenannten mentalen Stärke unweigerlich zusammen. Wie messbar dabei ein sportlicher Erfolg ist, hängt von der jeweiligen persönlichen Einstellung ab. Ich kann mich realistisch nach meinen eigenen Entwicklungen messen oder wie es leider zu oft passiert, nach den Spitzenzeiten im Gesamtklassement. Dort können, wie es im Triathlon öfters mal vorkommt, auch Profi- Athleten stehen. Wenn wir uns permanent mit diesen Zeiten vergleichen, so werden wir uns schwer tun mit einem Rennen Zufriedenheit zu erlangen. Die Erwartungen müssen immer auf uns und der jeweiligen persönlichen Situation angepasst sein.

Angst zu versagen

Ein kurzes Erlebnis dazu

Als ich bei den Österreichischen Meisterschaften im Open Water an einem heißen Sommertag vor einigen Jahren startete, erlebte ich nach dem Rennen einen Schlüsselmoment. Ein mir bekannter Triathlet saß am Steeg, sichtlich unzufrieden mit seiner Leistung und so fragte ich, wie es ihm gegangen sei bei seinem Rennen über die fünf Kilometer. Er meinte nicht sonderlich, die Zeit wäre schei…! „Die Zeit, die ist doch sehr gut, erwiderte ich!“ Nein ganz und gar nicht, der Erste benötigte unter eine Stunde – da sind 20 Minuten Unterschied, “ entgegnete er mir aufbrausend. Ich war in diesem Moment etwas verblüfft, denn der Erstplazierte war ein 10km-Weltcup Schwimmer, der auch bei Olympischen Spielen teilnahm. Das heißt wir haben auf der einen Seite zwar einen hoch ambitionierten Triathleten, aber auf der anderen Seite einen Profi-Schwimmer, der tagtäglich Stunden im Wasser verbringt. Unterschiedlicher könnten die Voraussetzungen nicht sein. Dennoch erkannte ich rückblickend ähnliche Muster bei mir, als ich ambitioniert im Training stand.

Angst Open Water Schwimmen

Der mentale Stress und seine Wirkung

Diese ständigen Vergleiche mit anderen, können natürlich auch eine positive Wirkung erzeugen und zur Motivation beitragen. Dennoch gilt es hier der eigenen körperlichen und mentalen Voraussetzungen eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn man sich immer nur zu denkt, nicht genug trainiert zu haben und dann einen Weg mit stetigen Vergleichen einschlägt, der sich noch dazu mit übermäßig vielen kontraproduktiven Trainingseinheiten äußert, dann läuft man Gefahr in einen Art Tunnelblick zu verfallen. Wenn man in diesem Tunnel einmal gefangen ist, dann kann man das Trainingsverhalten durchaus mit einer Sucht vergleichen, die teilweise eine selbstzerstörerische Wirkung hat. Zum einen auf das eigene Wohlbefinden – physisch und psychisch – zum anderen auf das soziale und manchmal sogar auf das berufliche Umfeld.

Im Kleinen das ganze Große sehen

Eine mentale Stärke kann ich nur im Kleinen aufbauen, indem die eigenen Entwicklungsphasen wert geschätzt werden. So wird eher ein Selbstvertrauen aufgebaut, als wenn auf utopische Zeiten oder Distanzen fest gehalten wird. Auch das bewusst sein für ein vermeintliches Versagen muss hinterfragt werden. Versage ich, nur weil ich eine gewisse Zeit nicht erfüllt habe oder vielleicht gar nicht finishe? Mit Sicherheit nicht, denn wir stellten uns einer Herausforderung. Sobald dies der Fall ist, kann von einem Versagen keine Rede mehr sein. Mit dieser Haltung machen wir einen wichtigen Schritt, eine Barriere für Versagensängste aufzubauen.

(Sport-)Psychologie zur Entfaltung

Leider ist es bei uns in Österreich immer noch so, sobald das Wort Psychologie fällt, dass viele der Meinung sind, es stecke eine geistige Krankheit hinter jemanden. Unsere Leistungsgesellschaft lässt keine solch „vermeintlichen“ Schwächen zu und akzeptiert nur das Idealbild. Also den Blick auf die unbeschädigte Fassade und wie es innen drinnen aussieht, entzieht sich der Relevanz.
Wer zu viele Versagensängste mit sich trägt, der erreicht mit einem mentalen Coaching, erhebliche Zufriedenheit anstatt es zu dulden. Denn die Spannungen, die wir mit uns selbst austragen, blockieren uns, aus unseren Potentialen voll zu schöpfen. Nutzt man also ein Coaching zur Bewältigung der Versagensängste, so wird sich das auch auf die sportlichen Leistungen positiv auswirken.

Michael Neuwirth

Vielen Dank an Michael Neuwirth für das inhaltliche Lektorat.

 




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