Als Läufer oder Triathleten sind Hundebegegnungen schon längst keine Seltenheit mehr. Viele solcher Begegnungen finden häufig beim Laufen statt und lösen oft Verunsicherungen aus. Gerade dann, wenn wir von hinten anlaufen und generell, wenn der Hund nicht angeleint ist. Dabei spielt es keine Rolle wie groß der Hund ist. Allerdings hat man in der Regel doch mehr Respekt vor einem größeren Hund als vor einem sogenannten „Wadenbeisser“. Größe hin oder her, die Verantwortung für den Vierbeiner liegt immer beim Besitzer und der ist auch dafür verantwortlich, dass es zu keinen Gefahrensituationen kommt, wie z.B. dass die Leine zum Hindernis wird, der Hund einen anspringt oder gar angreift. Als Hundebesitzer eines Border Collies Namens „Shi-Fu“ kennen wir beide Seiten nur zu gut und möchten ein paar Tipps und Erfahrungen mit euch teilen.
Über prägende Hundebegegnungen
Als ich (Christian) vor einiger Zeit in meiner Heimat am Traundamm meine Intervalle runterspulte ärgerte ich mich nicht schlecht. Ich war mitten in meiner Einheit und gegen Ende eines 1km-Intervalles nahm ich aus dem Augenwinkel einen auf mich zu laufenden Hund wahr. Ich wurde langsamer und drehte meine Oberkörper in Richtung Hund und noch bevor ich seinen Besitzer lokalisieren konnte, hängte der etwa 30kg schwere Goldie auf mir. Etwas verblüfft blickte ich in seine Augen und seine Besitzerin aus einem Gebüsch kommend meinte: „der will ja nur spielen!“ Ich konterte: „Ernsthaft? Schaue ich jetzt gerade so aus, als wolle ich mit ihrem Hund spielen?“
Ich bin ein Hundefreund, schon immer gewesen. Diese Verantwortungslosigkeit von Hundebesitzern ärgert mich auch heute noch und ich frage mich ernsthaft, warum sich Menschen Hunde zulegen, wenn sie selbst damit überfordert sind und sich keine Mühe geben ein Investment in Hundeerziehung zu machen. Schlussendlich ist nie der Hund an seinem Verhalten schuld, sondern immer der Halter.
Hunde und Läufer
So wie bei allem, sollten wir nicht pauschalisieren. Nicht jeder Hundebesitzer ist verantwortungslos und auch nicht jeder Hund ist aggressiv. Leider ist es aber so, dass die verantwortungsvollen Hundebesitzer oft darunter leiden müssen, wenn sich irgendwelche Vorfälle ereignen. Dann wirst du selbst mit einem gut erzogenen Hunde schon als Feindbild deklariert. Wenn Ahnungslose eine durchgehende Leinen- oder Maulkorbpflicht fordern oder glauben, dass jeder Hund irgendwelchen Menschen oder Tieren nachjagt, dann verbreiten sich schnell einmal oberflächliche Einschätzungen und führt zu endlosen Diskussionen.
Nehmen wir als Beispiel unsere Hündin. Shi-Fu ist eine Border Collie Dame und hat eine Therapiehunde-Ausbildung genossen. Einige von euch haben sie sicher schon einmal bei einem Bewerb gesehen. Wir laufen sehr viel in ländlichen Gegenden herum und Shi-Fu begleitet uns meist un-angeleint. Als Border Collie (Hütehund) ist sie es gewohnt mit Menschen zusammen zu arbeiten, z.B. zum Hüten einer Schafherde und so blickt sie nach einer gewissen Entfernung zu ihrem „Schäfer“ zurück. Ihr Instinkt ist dabei so ausgeprägt, dass sie auf uns wartet und wenn wir wieder nahe genug an sie heran gekommen sind, läuft sie stückweise weiter. Anfangs war Shi-Fu an unserem Hüftgurt während des Laufens angeleint, da sie auch die Gegend und die Frequenz von Läufern und Radfahrern erst einmal kennen lernen musste.
Wir hatten sie mit knapp zwei Jahre adoptiert und in eine neue Umgebung gebracht. Mittlerweile ist sie auf unseren vertrauten Laufwegen meist ohne Leine unterwegs und folgt unseren Befehlen auf’s Wort. Z.B. rechts und links – also falls uns ein anderer Läufer entgegen kommt reicht ein „rechts“ zur Querung auf die von uns aus gesehene rechte Seite. Damit ernten wir schon des Öfteren ein Erstaunen und es gab noch nie verbale Angriffe gegen uns. Höchstens ein anerkennendes Lächeln oder bewundernde Worte. Das wir trotzdem immer eine Leine mit uns führen, ist natürlich selbstverständlich. Bemerken wir Menschen, die aus der Ferne unsicher wirken, leinen wir sie an. Dasselbe gilt für Begegnungen mit anderen Hunden.
Irrglaube: jeder Hund jagt
Oft hören wir: Jeder Hund hat einen Jagdtrieb und läuft Radfahrern, Läufern, Wildtieren usw. nach. Dem ist absolut nicht so. Unsere Hündin hat beispielsweise überhaupt keinen Jagdtrieb. Sie ist ein Hütehund, gezüchtet zum Schafe hüten. Demnach hat sie einen ausgeprägten Hüteinstinkt, der sich aber komplett anders äußert als ein Jagdtrieb. Und der genauso wie der angeborene Jagdtrieb von den verschiedenen Jagdhunderassen (z.B. Labrador, Golden Retriever, Dackel oder Beagle) aber vom Halter sehr gut kontrollierbar ist, wenn man hier auch dementsprechend dahinter ist.
Unsere Tipps für Hundebegegnungen
- Reduziere dein Tempo: Falls ein Hund in Sichtweite ist der nicht angeleint ist und sein Verhalten nicht eingeordnet werden kann, dann langsamer werden und ggf. gehen. Das gibt zum einen Zeit, dass der Besitzer den Hund an die Leine nimmt und zum anderen wirkt eine langsamere Begegnung für den Hund meistens nicht so „bedrohlich“.
- Bleibe ruhig: Im Falle des Anspringens vom Hund seitlich wegdrehen. Ein selbstbewusstes „Nein“ oder „Aus“ sollten die meisten Hunde verstehen. Aber dabei bitte ruhig bleiben und nicht wild herum artikulieren.
- Ganz wichtig – nie dem Hund in die Augen schauen: Beim Vorbeilaufen, Gehen oder Fahren immer den Blick vom Hund abwenden und ihm keine Aufmerksamkeit schenken. Ein direkter Blick in die Augen des Hundes, so genanntes Anstarren, das man aus Angst als Nicht-Hundekenner oft macht, ist für den Hund ein ganz klares Zeichen: eine Drohung! Und dies wiederum kann je nach Hund eine Unsicherheit oder eine aggressive Reaktion beim Hund auslösen.
- Keine Drohhaltung einnehmen: Anschreien oder das bedrohende mit dem Oberkörper vorne über beugen kann den Hund in eine Stresssituation bringen und er könnte dann in eine aggressivere Haltung übergehen.
- Sucht nicht beim Hund den Schuldigen: Es ist leichter gesagt als getan, aber bleibt in solchen Situationen ruhig und klärt den Besitzer auf. Die Mehrheit der Hundebesitzer wird einsichtig reagieren, aber leider gibt es auch solche die unfreundlich reagieren und kein Verständnis aufbringen. Dann lieber Abstand halten von solchen Diskussionen, die meist im Disput enden.
- Sei besonders vorsichtig mit dem Rad: Wenn Du mit dem Rad unterwegs bist, fahre bitte im langsamen Tempo am Hund vorbei und mache dich sicherheitshalber bemerkbar z.B. mit einem freundlichen “Achtung” vor allem wenn du von hinten kommst. Der Hund schreckt sich vielleicht, weil er dich nicht kommen gehört hat oder er könnte plötzlich deine Fahrtlinie kreuzen.
Miteinander statt Gegeneinander
Wie in so vielen anderen Bereichen auch, würde beim Thema Hunde ein Miteinander so vieles leichter machen. Leider wird gerade bei uns in Österreich (so zumindest unser Eindruck, wenn wir es mit anderen Ländern vergleichen) oft auf ein Gegeneinander bzw. Konfrontationen gesetzt. Und genau darauf zielen dieser Beitrag und unsere Tipps für Hundebegegnungen ab. Es sind meistens nur kleine Gesten, die ein gutes Miteinander ermöglichen und eine Konfliktsituation vermeiden.
Ein kleines Beispiel: wenn ich als Radfahrer von hinten auf einen Läufer/Spaziergeher mit Hund auffahre, kann mich dieser erst spät bemerken. Er wird sich schrecken und hat keine Chance mehr zu reagieren und z.B. seinen Hund ins Platz zu schicken. Wenn ich mich nicht bemerkbar mache und in vollem Tempo an Hund und Halter vorbei brause, riskiere ich also nicht nur meine eigene Sicherheit, sondern auch die der beiden und zusätzlich werde ich ihnen auch einen ordentlichen Schreck einjagen. Warum also nicht einfach mein Tempo reduzieren, ein freundliches “Achtung” rufen und damit ein gutes Miteinander fördern?
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