Es dauert schon sehr lange bis mich etwas aus der Ruhe bringt. Meistens bauscht es sich zusammen, über einen längeren Zeitraum hinweg. Gerade das Thema Radfahren beschäftigt mich zwischenmenschlich. Doch nicht nur das, schön langsam muss man sich fragen, ob ein Teil der Menschheit Werte wie Toleranz, Rücksicht und Respekt komplett verloren hat?! Ich frage mich ganz ehrlich warum so viel Hass existiert, was ist denn nur los bei uns? Nahezu täglich liest man Berichte von Unfällen wo Autolenker Radfahrer niederstoßen, manchmal auch von Leuten die im Wald Drahtseile spannen, damit Mountainbiker zu Sturz kommen und in vielen anderen Lebensbereichen ist es ähnlich. Hundehasser, die Giftköder streuen und so weiter und sofort. Unfassbar sowas.
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Woher kommt diese Rücksichtslosigkeit?
Jeden Tag werden ich und viele andere von euch wahrscheinlich auch, mit Unmengen von negativen Nachrichten überhäuft. Bei dem einen prallt das ab, bei anderen leider nicht. Mich packt sowas richtig fest, weil ich es einfach nicht verstehen kann, dass man mutwillig Menschenleben gefährdet. Jedem sollte doch klar sein, dass ein Menschenleben etwas Besonderes und Wertvolles ist. Es gibt nur dieses eine Leben und diese provozierenden (Macht-) Spielchen im Straßenverkehr mit geringem Seitenabstand beim Überholen oder einen Radfahrer absichtlich abzudrängen sind einfach schrecklich. Wenn ich jetzt an meine Situationen zurück denke, wo Autolenker bewusst mein Leben in Gefahr gebracht haben wird mir richtig schlecht.
Was fehlt ist ein verständnisvolles Miteinander
Dabei gibt es bei uns in Oberösterreich ein ausgewiesenes Radwegenetz, auf denen wir vorwiegend unterwegs sind. „Share the road“ ist dennoch für einige Autolenker ein Fremdwort und es kommt immer wieder zu brenzligen Situationen und diese Null-Toleranz Mentalität ist mittlerweile einfach zum Kotzen.
Viel zu oft werden alle über einen Kamm geschert, egal in welcher Lebenslage oder Situation. Dann hört man: “alle Radfahrer sind,…” “jeder Hundebesitzer ist,…” “alle Mountainbiker sind,…” “alle Autofahrer sind,…” Wir können es nicht mehr hören! Es sind Menschen die hinter jedem Tun stecken und die sind nun mal verschieden. Ein rücksichtsvoller Mensch, der beispielsweise mit dem Rennrad unterwegs ist, wird sich auch dementsprechend verantwortungsvoll als Autolenker im Straßenverkehr verhalten. Doch in Bezug auf das Radfahren muss endlich einmal tiefgründiger nachgedacht werden! Ein Autofahrer, der einen Radfahrer gefährdet (sei es durch Ablenkung, Alkohol oder rücksichtsloses Verhalten), der riskiert mutwillig Menschenleben. Ein Radfahrer ist auch Autolenker, hat Familie und oftmals Kinder. Sind die eigenen Egotripps und Aggressionen als “stärkerer Verkehrsteilnehmer” so ein Menschleben wert? Sind wir wirklich schon so weit?
Radfahren kann jeder, aber….
Jeder der gegen das Radfahren auf Straßen ist, sollte einmal überlegen, wie er oder sie selbst das Radfahren gelernt hat. Zuerst mit den Eltern auf einer Nebenstraße die ersten Erfahrungen gesammelt und im Volksschulalter, musste man sich im Straßenverkehr mit einer Prüfung behaupten. Wir wurden sozusagen im Volksschulalter für das Fortbewegungsmittel auf der Straße vorbereitet. Das möchte ich auch irgendeinmal meinen Kindern weiter geben, ohne Negativ-Assoziationen. Ob mein Kind dann am Rennrad unterwegs ist oder auf einem Klapprad sollte hier keine Rolle spielen. Denn es geht ums Prinzip, keine anderen Menschen zu gefährden. Aber wie soll ich das jemals meinen Kindern klar machen, wenn dem nicht mehr so ist?
Der Verkehr steigt, aber die Infrastruktur wächst nicht mit
Ein großes Problem meiner Meinung bzw. Beobachtung der letzten Jahre nach ist, dass das Verkehrsaufkommen stetig steigt (sei es der Berufsverkehr z.B. bei uns daheim im oberösterreichischen Zentralraum oder der Verkehr durch die steigenden Touristenzahlen im Salzkammergut), aber die Infrastruktur nicht mitwächst. Die Straßen sind vielerorts schon seit Jahrzehnten nicht mehr verändert worden und das Ausbauen bzw. neu Bauen von Radwegen vermissen wir in unserer Umgebung ebenso. Logischerweise führen mehr Verkehr und mehr Radfahrer auch zu mehr Gefahrenpotentialen, gerade auch auf vielerorts engen und unübersichtlichen Straßen.
Mehrheit (noch) vernünftig
Während ich hier meine Zeilen schreibe und reflektiere wird mir aber auch bewusst, dass die Mehrheit der Menschen noch Rücksicht nehmen. Sonst wäre ich vermutlich jedes Mal bei jedem Auto das bei mir vorbei fährt in einen Unfall verwickelt. Nur die Anzahl der aggressiven Menschen gegenüber Radfahrern steigt nach meinen Beobachtungen trotzdem an. Ich finde, dass es Mängel in der Aufklärung gibt, gerade im Bezug zum Rennrad fahren auf Österreichs Straßen, die wiederum zu aggressiven Verhaltensweisen von Autofahrern gegenüber Radfahrern führen kann.
Politik versagt
Gerade in Zeiten wo sich die Fahrrad-Unfälle mehren, sollte ein Zeichen gesetzt werden. Hier sind auch unsere Politiker gefragt. Statt Milliarden an Steuergeldern mit unsinnigen Wahlplakaten zu verschwenden, könnte mit einem Bruchteil davon sinnvoll umgegangen werden. Gerade dort wo es um Menschenleben geht, sollte sich unsere Politik mehr engagieren und Initiativen setzten.
Unter der Devise „Share the Road“ gibt es viele Möglichkeiten mehr Bewusstsein zu schaffen. Vor allem Hinweisschilder und visuelle Zeichen fehlen bei uns in Österreich zumeist völlig. Wir kennen dies aber von anderen Ländern auch anders. Aufklärungskampagnen, Ausbauen der Radwege bzw. eigene Radfahrstreifen, Bewusstsein bildende Hinweisschilder, uvm. – es gäbe so viele Möglichkeiten! Sind die aktiven Menschen wie wir, wirklich so in der Minderheit, dass man sich diesem Thema nicht widmen will?
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