Die 23-jährige Yasmine Pliessnig wohnt in Wien und absolviert zurzeit freiwillig ein soziales Jahr in Hamburg bei der Wasserrettung. Das Wasser ist ihr Element und sie schwimmt bereits seit ihrem 5. Lebensjahr im Verein. Kennengelernt haben wir Yasmine Pliessnig zu Zeiten, wie sie gerade vom Beckenschwimmen komplett auf das Freiwasser umgestiegen ist. Das war im Jahr 2015. In der selben Saison entdeckte sie auch das Eisschwimmen für sich. Nach vielen Fragen von neugierigen Schwimmern über das Schwimmen in der Kälte, hat sie nun ein Buch “Take off your Clothes – Go into the water” geschrieben, das vor kurzem veröffentlicht wurde.
Yasmine Pliessnig: Take off your Clothes – Go into the water
Du hast dein Buch “Take off your Clothes – Go into the water” (Vom Warmduscher zum Eisschwimmer) veröffentlicht. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Ich mache zurzeit ein Freiwillig Soziales Jahr bei der Wasserrettung in Hamburg. Während des ersten Lockdowns war ich in Hamburg allein in meiner Wohnung und wusste mit meiner Zeit nichts anzufangen.
Mich fragten schon früher immer viele Freiwasserschwimmer nach Tipps, um die Openwatersaison ein wenig verlängern oder früher starten zu können. Doch mit der Schließung der Hallenbäder während des ersten Lockdowns kamen viel mehr Fragen in diese Richtung. Daraufhin recherchierte ich im Internet nach Büchern zu diesem Thema. Doch weder in Deutsch noch in Englisch habe ich was gefunden. Nach einem Telefonat mit meinem Mindset coach war der Entschluss gefasst, dass ich einen Ratgeber zu diesem Thema schreiben will.
Ich habe zu Beginn der Lockdownzeit noch gut die Zeit nutzten können, um an dem Buch zu schreiben. Mit beginn des Sommers ging es neben den Wachdiensten an der Küste und Elbe eher schleppender voran. Mit Ende des Sommers kam noch eine ungeplante 14-tägige Quarantäne dazwischen, welche mir mit der Fertigstellung des Buches sehr entgegen kam.
Ich liebe das Element Wasser und den Schwimmsport in jeglicher Art und Weise. Ich bin ebenso mit Leidenschaft Schwimmtrainerin für alle Alters- und Leistungsklassen. Es motiviert mich ungemein, wenn ich meine Leidenschaft für den Schwimmsport, egal ob Becken, Frei- oder Eiswasser, weitergeben kann und andere mit meiner Leidenschaft anstecke.
Wie bist du zu diesem Buchtitel gekommen?
„Take off your Clothes – Go into the water“ hat zwei Bedeutungen:
a. Für Eisschwimmneulinge: Einfach ausziehen und rein ins Wasser. Nicht lange nachdenken, einfach tun.
b. Die andere Bedeutung ist eine Anspielung auf die Eisschwimmwettkämpfe. Jeder Eisschwimmwettkampf beginnt mit den Worten „Take off your clothes“, worauf jeder Teilnehmer die letzten Sachen, die er übergezogen hat auszieht. Darauf folgen die Worte „Go into the water“. Nachdem alle im Wasser sind folgt das Startsignal.
Take off your Clothes – Go into the water
- Pliessnig, Yasmine (Autor)
Wie kann man sich eigentlich so einen Ablauf vorstellen bis man ein Buch schreibt?
Ich habe mich dazu entschieden das Buch ohne Verlag rauszubringen und es über Amazon direkt zu verkaufen. Der Vorteil hier ist das alle Bücher bei Bestellung on demand gedruckt werden und ich daher keine Druckkosten im Vorhinein tragen muss. Zu Beginn standen Recherchen an, wie muss die Datei formatiert sein, welches Buchformat, welche Schriftart, …
Als es dann zum Schreiben ging tat ich mir schwer in einen Schreibflow reinzukommen. Ich habe die ersten Seiten etliche Male gelöscht und wieder begonnen, bis ich mit dem zufrieden war. Als der Anfang geglückt war, hatte ich im Kopf viele der folgenden Kapitel schon „vorgeschrieben“ gehabt.
Als ich mit dem Schreiben fertig war ging das Buch in die Korrektur. Was auch noch viel Zeit in Anspruch nahm. Während dessen habe ich mich um alle graphischen Sachen gekümmert. Ich habe das Logo entwickelt und gezeichnet und das Cover designt.
Nachdem alle Korrekturen zurück kamen bestellte ich den Probedruck und die letzte Korrekturrunde begann. Und dann war es soweit, lange hin gefiebert – das Buch wurde veröffentlicht.
Auf diesem Weg möchte ich mich gerne bei meinem Mindset coach Sonja Flandorfer bedanken, die mich auf dem ganzen Werdegang des Buches unterstützt hat und immer mit Rat und Tat zur Seite stand.
Seit wann bist du selbst „Eisschwimmerin“ und wie ist es dazu gekommen?
Ich habe im Kindesalter als Beckenschwimmerin angefangen, dort schwamm ich auch bis zu meinen 15. Lebensjahr. Nach einem Jahr Schwimmpause begann ich im Freiwasser zu schwimmen. Dort lernte ich in meiner ersten Saison Josef Köberl kennen. Auf seine Frage, ob ich Eisschwimmen nicht mal ausprobieren möchte zögerte ich zu Beginn, doch die Neugier war dann doch größer.
Wenn man „geeicht“ ist, dann ist es gerade in Zeiten des Lockdowns kein Nachteil die Fähigkeit zu besitzen, auch bei kalten Temperaturen Outdoor schwimmen zu gehen;-) Aber bis man dahin kommt ist es auch ein mentales Training notwendig, oder?
Ich habe nie spezifisch meine mentalen Fähigkeiten trainiert. Es stimmt, dass man eine gewisse mentale Stärke braucht, um den Sport auszuüben, doch für mich ist das Eisschwimmen Sport und Mentaltraining zugleich. Man wächst mit jedem Training und jeder Herausforderung. Man muss sich im Kopf klar sein worauf man sich einlässt und darf keine Zweifel aufkommen lassen. Ich war in meinem Leben immer schon sehr zielstrebig. Vielleicht kommt das durch meine Wettkampferfahrung in der Jugend.
Welche Gefahren bestehen, wenn jemand aus Unwissenheit oder sagen wir es so: als Alternative zum Beckenschwimmen den kalten See nutzen möchte, um zu trainieren?
Vorbereitung ist alles. Einerseits die Vorbereitung des Equipment betreffend (nur mit Sicherheitsboje, warme Kleidung für danach, mit Aufsichtsperson, …) und andererseits die Vorbereitung im Kopf. Man darf keinen Zweifel haben. Wenn das alles da ist, ist der Großteil geschafft. Beim ins Wassergehen ist es besonders wichtig auf die Atmung zu achten. Für den Körper ist die Kälte etwas Ungewohntes und er reagiert mit einem Schock. Wenn man tief in den Bauch atmet kann man das verhindern. Ist die Schockphase überwunden droht erstmal keine Gefahr. Ein Anfänger bleibt erfahrungsgemäß nie solang drinnen, dass er in die Unterkühlung kommen kann. Beim aus dem Wasser steigen langsam aufwärmen, sodass es nicht zu einem sogenannten „Afterdrop“ (Anm.: das weitere Absinken der Körperkerntemperatur) kommen kann.
Wie lange dauert es bis man sich an die Kälte gewöhnt? Wir reden ja auch davon, dass ohne Neopren geschwommen wird…
An die Kälte richtig gewöhnen tut man sich nie. Man lernt die Reaktionen des Körpers kennen und lernt damit umzugehen. Die Reaktionen schwächen mit der Zeit zwar ein wenig ab, doch es ist trotzdem jedes Mal wieder eine Überwindung in das kalte Wasser zu steigen.
Wird dieser Part des Eingewöhnens auch in deinem Buch behandelt?
In meinem Buch gebe ich unter anderen Tipps für die ersten Schritte im kalten Wasser und beschreibe auch die Reaktionen des Körpers.
Wo schwimmst du aktuell und wie schaut so eine Trainingswoche im Herbst/Winter bei dir aus?
Im ersten Lockdown hatte ich mit einer Schulterverletzung zu kämpfen. Die Zwangspause des ersten Lockdowns hat mir geholfen auch wirklich Ruhe zu geben und die Schulter auskurieren zu lassen. Das hat auch sehr gut geklappt. Nun bin ich in der Aufbauphase und versuche wieder die vollständige Mobilität zu bekommen. Ein bis zwei Mal die Woche gehe ich mit einem DLRG (Wasserrettung)- Kollegen in einen kleinen Baggersee im Umland von Hamburg schwimmen. Da diesen Winter aller Voraussicht nach auch keine Wettkämpfe stattfinden können, versuche ich in Ruhe mein Training wieder aufzubauen.
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Letzte Aktualisierung am 2024-11-22 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API