Flo Brungraber ist Triathlet aus Leidenschaft. Was ihn antreibt, ist der Spaß am Sport und das ausgepowerte Glücksgefühl nach dem Training und den Wettkämpfen. Die Freude an dem, was er tut, ist ihm ins Gesicht geschrieben. Wir kennen ihn vor, während und nach jedem Bewerb immer mit einem Lächeln auf den Lippen.
Sport war von klein an wichtig in seinem Leben. Die Abenteuerlust brachte ihn mit Mitte 20 auch zum Paragleiten. Bei einem Unfall mit dem Gleitschirm im Jahr 2011 zog er sich eine inkomplette Querschnittslähmung zu. Durch seine große Liebe zum Sport, seinen Kampfgeist und unbändigen Willen stand er nur 2 ½ Jahre später bei seinem ersten Triathlon am Start.
Wir führten mit ihm ein sehr nettes und spannendes Gespräch über seine große Liebe zum Triathlon, seinen (Trainings-) Alltag und welche Herausforderungen und emotionalen Momente ihn bewegt haben. Danke Flo für deine Ehrlichkeit und Offenheit, mit der du uns all unsere Fragen beantwortet hast. 🙂
Wann und wie bist du zum Triathlon gekommen?
Nach dem Unfall 2011 entwickelte sich aus der Unterwassertherapie zuerst das Brustschwimmen und später das Kraulen. Um mehr Möglichkeiten zu haben mich sportlich zu betätigen, kaufte ich mir Ende 2013 ein Handbike. Somit konnte ich schwimmen und handbiken. Das Rennrolli fahren sollte ich auch zusammenbringen. Also dachte ich mir, ich kann einen Triathlon machen und startete kurzentschlossen bei der Sprintdistanz in Linz im Jahr 2014. Danach war mir sofort klar, dass ich unbedingt weitermachen möchte.
Du hast dir letztes Jahr mit deinem Debüt beim Ironman 70.3 Pula einen sportlichen Traum erfüllt. Wie hast du das Rennen für dich erlebt?
Ich habe in der Nacht davor nicht gut geschlafen, wegen der Aufregung und dem Gewitter. Untypisch für mich, war ich sehr nervös. Nach Kroatien begleitete mich ein sehr guter Freund. Das nahm viel Druck von mir. Er hat zwar mit Triathlon nichts am Hut, aber er hat alle „special needs“ für mich organisiert. Er hat total mitgedacht, Notizen geschrieben und den kompletten Ablauf am Renntag geplant. Zusätzlich bekam ich noch zwei Helfer vom Veranstalter zur Verfügung gestellt.
Vor dem Start war ich richtig nervös, aber es war auch ein sehr schönes Gefühl, weil ich mich schon so lange darauf gefreut und hingearbeitet habe. Das war ein sehr emotionaler Moment. Mit dem Startschuss ist die ganze Nervosität abgefallen. Während dem Rennen war ich entspannt und hatte immer ein sehr gutes Gefühl. Im Ziel war ich überraschenderweise noch ziemlich fit, Realisieren konnte ich es erst nach und nach. Alles in allem war es ein großes Erlebnis für mich, an das ich mich gerne zurück erinnere.
Ist auch eine Langdistanz bzw. ein Start beim IM Hawaii ein Ziel für dich?
Eine Langdistanz ist ein großer Traum, ein Start in Hawaii wäre die Steigerung davon. Ich habe erst eine Halbdistanz absolviert und seitdem ist der Respekt davor noch größer geworden. 180 Kilometer auf dem Handbike sind eine große Herausforderung.
Wo werden wir dich 2017 am Start sehen?
Mein erstes Rennen wird beim Linzmarathon stattfinden. Hier starte ich beim Halbmarathon für Handbiker. Damit möchte ich hauptsächlich meinen aktuellen Leistungsstand ermitteln. Es erwartet mich ein sehr gutes Starterfeld und demnach gute Vergleiche. Letztes Jahr konnte ich einen Schnitt von über 35km/h erreichen und ich hoffe, dass ich das heuer auch wieder schaffe. Dann werde ich beim Linztriathlon über die olympische Distanz starten. Auch beim Socialman bin ich wieder als Schwimmer am Start. Die weiteren Triathlonbewerbe sind noch offen. Eine Halbdistanz ist auf jeden Fall wieder ein Ziel für heuer und darüber hinaus auch einige Open-Water-Schwimmbewerbe.
Nach welchen Kriterien suchst du dir die Veranstaltungen aus?
Ich spreche entweder mit Sportlern, die dort schon in den Vorjahren gestartet sind, oder ich frage direkt beim Veranstalter nach. Die Laufstrecke mit dem Rennrolli ist das Hauptkriterium. Wiesenstücke, Böschung, zu schmale Wege oder Randsteine sind ein Hindernis. Mit dem Rennrolli sind starke Steigungen nicht möglich, weil er kippt. Schotterwege sind auch nicht ideal. Das ist auch der Grund, warum ich letztes Jahr nur bei drei Triathlons am Start war. Ausschlaggebend ist die Strecke an sich. Die Veranstalter sind durchwegs offen. Auch die Sportler sind immer sehr locker und aufgeschlossen bei den Bewerben.
Was war sportlich bisher deine größte Herausforderung, die du gemeistert hast?
Meine erste Halbdistanz in Pula und die 90km Radstrecke mit dem Handbike. Beim ersten Drittel der Strecke ging es mir richtig gut. Kilometer 30 kam so schnell! Ich muss den Bewerb doch jetzt auch mal genießen, dachte ich mir noch. Und dann fing der sintflutartige Regen an. Mir wurde richtig kalt. Das zweite Drittel war wegen des Regens und der Kälte äußerst schwierig. Auch war dieses Teilstück sehr unrhythmisch zu fahren und mit einigen Schlaglöchern übersät. Die fehlende Streckenkenntnis machte es anstrengend. Im letzten Drittel hörte es zu regnen auf, die Strecke wurde einfacher und meine Energie kam zurück.
Was war bis jetzt sportlich dein emotionalster Moment?
Ein besonderer Moment, der mir in Erinnerung geblieben ist, war beim Linztriathlon 2016. Mein „Heim-Triathlon“. Nach dem Schwimmausstieg bis zur Wechselzone hörte ich so viele Anfeuerungsrufe für mich. Das war unglaublich motivierend und emotional.
Von den Triathlonbewerben her kennen wir dich als extrem positiven Menschen, immer ein Lachen im Gesicht. Wo nimmst du diese positive Energie her?
Sport ist mein Hobby. Die Trainings und Bewerbe mache ich, weil es mir unheimlich viel Spaß macht. Auch im Bewerb habe ich stets ein Lächeln im Gesicht. Trotz Nervosität empfinde ich die Stimmung dabei immer positiv.
Wie sieht ein normaler Tag bei dir aus?
Ich stehe kurz nach sechs Uhr auf und nach einem kurzen Frühstück pendle ich mit dem Auto vom Mühlviertel nach Linz zu meiner Arbeitsstelle. Nach der Arbeit, um ca. 17 Uhr geht es dann meistens zum Training, z.B. Schwimmen im Parkbad in Linz oder Handbiken am Donauradweg. Im Winter muss ich mit dem Handbike und Rennrolli auf die Walze ausweichen. Derzeit geht es auch oft auf die Baustelle (Hausbau).
Wie gestaltest du dein Training?
Grundsätzlich trainiere ich viel alleine. Seit vergangenem Herbst schwimme ich einmal pro Woche in einer Gruppe. Die Vorteile für mich sehe ich dabei bei der Kurzweiligkeit und dem gegenseitigen Ansporn. Das alleine Schwimmen will ich aber auch nicht missen, da ich mich dabei besser auf mein Schwimmgefühl konzentrieren kann. Im Schwimmbad schwimme ich immer mit Pullbuoy Kraul, Brust ohne und beim Open-Water-Schwimmen ausschließlich mit Neo.
Im Winter trainiere ich mit dem Handbike/Rennrollli auf der Walze. Generell ist der Winter nicht die Jahreszeit für Rollstuhlfahrer. Das Training nach der Arbeit ist für mich sehr angenehm zum „Kopf-frei-bringen und Abschalten“. Ich genieße das Training alleine, aber auf relativ flachen Strecken funktioniert es auch ganz gut gemeinsam mit Rennradfahrern.
Wie sieht deine Trainingsphilosophie aus?
Ich trainiere nach Gefühl und ohne Plan/Trainer. Ich habe keine Pulsuhr und auch noch keinen Laktattest gemacht. Durch den Unfall habe ich gelernt, dass es wichtig ist, auf das eigene Körpergefühl zu hören.
Welche Personen sind dir im Leben und beim Triathlonsport die größte Stütze?
Ich freue mich immer total, wenn jemand von meinen Freunden oder der Familie bei einem Bewerb dabei ist. Aber ich bin auch oft alleine bei Wettkämpfen. Vor allem im Ziel ist es schön, wenn man das Erreichte gleich mit jemanden aus dem näheren Umfeld teilen kann. Mein Umfeld, auch wenn sie selbst keine Triathleten und teilweise auch keine Sportler sind, unterstützen sie mich sowohl im Training als auch bei den Bewerben sehr.
Rückhalt bekomme ich auch vom Rennrollstuhlsportverein RSC heindl OÖ, in Form von Tipps z.B. bei der Handbike Auswahl. (http://www.rollstuhlsport.at/)
Was bedeutet dir der Triathlonsport?
Triathlon heißt für mich „auspowern“. Gerade die Abwechslung im Training und Wettkampf macht es so besonders. Ich habe Triathleten früher immer als extrem fitte Personen gesehen, also nichts für mich. Nach meinem Unfall habe ich es gewagt und mir damit selber bewiesen, dass ich trotz Handicap fit bin.
1 Gedanke zu „Triathlon ist weit mehr als seine Passion“