Bei Michi und Dani Herlbauer hat sich im letzten Jahr so ziemlich alles verändert. Vom Profi-Triathleten-Ehepaar sind sie zu Eltern und Dani zum Geschäftsführer im Bikepalast Salzburg geworden. Michi hat sich entschieden vorerst einmal in Triathlonkarenz zu gehen, um sich ganz auf die Familie zu konzentrieren. Über ihr neues Leben, ihr ganzheitliches Triathlon Coaching Angebot aber auch über ihre Zukunftspläne erzählt sie uns im Interview.
Wie hat sich euer Leben seit der Geburt eurer Tochter verändert?
In den letzten 10 Jahre gab es nur Dani und mich und unsere gemeinsame Leidenschaft den Sport. Seit 31.08. 2019 sind wir nun zu dritt, haben mit Mia ein neues Mitglied im Team Herlbauer und eine neue Rolle als Eltern bekommen. Dass sich die Prioritäten mit einem Kind plötzlich verschieben, ist klar. Gleichzeitig hat sich auch auf beruflicher Ebene viel getan bei uns. Unser Leben hat sich somit im vergangenen Jahr richtig stark verändert.
Wie sieht euer neuer Alltag jetzt aus?
Man könnte es ungefähr so beschreiben: in Danis Alltag dreht sich von Montag bis Samstag alles rund um Räder und bei mir alles rund um Windeln, davor/dazwischen oder danach wenn möglich etwas Sport und der Sonntag ist für die Familie reserviert.
Schaffst du es das Mama-Dasein mit dem Training zu kombinieren?
Ja, im Moment schaue ich und funktioniert es ganz gut, dass ich auch mit Mia täglich zu etwas Training komme. Mit meinem intensiven, strukturierten Training als Profi, mit gewohnt zwei bis drei Trainingseinheiten pro Tag, ist es allerdings nicht zu vergleichen. Meine Läufe absolviere ich größten Teils mit Mia im Kinderwagen und mein Radtraining findet derzeit nur indoor auf der Rolle statt, wenn Mia mitmacht und nebenbei im Kinderwagen schläft. Schwimmen ist am schwierigsten unterzubringen, da ich dafür einen Babysitter brauche und es halt einfach auch am zeitaufwendigsten ist. Aber ich versuche, zumindest zwei Mal pro Woche ins Wasser zu kommen.
Wie ist es zu deiner Entscheidung für die Triathlonkarenz gekommen?
Ich wollte immer einmal Mama werden und für mich war auch immer klar, dass ich gerade diese besondere Anfangszeit bewusst erleben und für Mia da sein möchte – ohne schnellen „Comeback- oder Wettkampfdruck“ im Hinterkopf. Wettkämpfe mache ich seit meinem 12. Lebensjahr. Ich habe schon unzählige Rennen bestritten, schöne Erfolge und unvergessliche Momente im Sport erleben können – jetzt darf ich eine ganz neue Erfahrung als Mama machen. Die Zeit verfliegt so schnell. Mia ist schon wieder ein halbes Jahr alt und ich will diesen besonderen Abschnitt in meinem Leben nicht versäumen. Mit 33 Jahren zähle ich zwar nicht mehr zu den Jüngsten, im Ausdauersport habe ich aber immer noch die Möglichkeit, später wieder Wettkämpfe zu bestreiten, wenn ich den Drang verspüre. Derzeit ist mir jedoch etwas anderes wichtiger.
Ist es ein Abschied auf Zeit oder für immer?
Ich möchte es einfach weiter auf mich zukommen lassen und sehen, wie sich alles entwickelt, familiär/beruflich…auch bei Dani. Ich schließe keinesfalls aus, dass ich wieder an einer Startlinie stehen werden, wenn es für unsere gesamte Familie passt. Der Sport wird immer eine große Rolle in meinem Leben spielen und ohne den „täglichen Auslauf“ geht’s auch nicht. Aber im Moment reicht mein Training nicht aus, dass ich Wettkämpfe auf Profi-Niveau bestreite.
Kannst du dir auch vorstellen als Hobbyathlet am Start zu stehen?
Auch wenn ich jetzt kein Profi mehr bin und Triathlon nur mehr mein Hobby ist, kann ich mir derzeit nicht vorstellen, als Hobbyathlet bei einem Ironman an den Start zu gehen. Bitte nicht falsch verstehen. Ich möchte den Amateursport keinesfalls abwerten und finde es super, wenn man neben Beruf/Familie auch noch die Herausforderung im Wettkampf suchen möchte. Aber ich mache schon mehr als mein halbes Leben lang Wettkämpfe. Als Profi war es mein Ziel, mich mit den besten der Welt zu messen und heraus zu finden, wie weit ich es bis ganz nach vorne schaffen kann. Das hat mich täglich aufs Neues motiviert. Mein Anspruch an mich war, das Bestmögliche aus mir herauszuholen – im Training & Wettkampf. Momentan könnte ich diese 100% im Training nicht aufbringen. Deshalb fehlt mir auch derzeit der Drang, mich mit anderen zu messen. Es würde mir keine wirkliche Erfüllung bringen, mich als Amateur zum Beispiel beim Ironman Austria an den Start zu stellen.
Dass ich nach wie vor einen Ironman finishen kann, auch mit Kind und etwas weniger Training als früher, bezweifle ich nicht und muss ich mir nicht selbst und auch sonst niemanden beweisen. Aber wer weiß, vielleicht kommt der Zeitpunkt, wo sich meine Einstellung ändert und ich es mir plötzlich vorstellen kann. Derzeit glaube ich jedoch, dass ich mir wohl eher andere, neue sportliche Herausforderungen reizen würden.
Neben dem Job als Mama bietest du auch Coaching an und gibst deine Erfahrungen weiter. Wie sieht dein Angebot genau aus?
Dani hat schon vor vielen Jahren begonnen, Athleten zu betreuen und so bin auch ich in das Coaching-Thema hineingewachsen. All unser Know How, das wir als Profisportler über die Jahre gesammelt haben, möchten wir gerne weitergeben! Mittlerweile sind wir berufstätig, haben eine kleine Tochter und erleben nun selbst täglich die Herausforderung, Familie, Beruf und Sport unter einen Hut zu bekommen. Auch in dieser Hinsicht teilen wir gerne unsere Erfahrungen. Wir bieten eine individuelle – auf die täglichen Termine abgestimmte – Trainingsplanung für alle Triathlon- und Laufdistanzen, Techniktraining Schwimmen/Radfahren/Laufen, sowie Tips zur Ernährung im Alltag/Training/Wettkampf und im mentalen Bereich an.
Wie kann man sich eine Triathlon-Trainingsbetreuung bei dir vorstellen?
Wir sind alle unterschiedlich – nicht jeder Athlet funktioniert gleich und kann gleich trainiert werden. Aus diesem Grund ist mir die individuelle Trainingsplanung besonders wichtig und bekommt kein Athlet von mir den gleichen Trainingsplan. Gerade im Hobbysport-Bereich sollte meiner Meinung nach, der Spaß an vorderster Stelle stehen. Für meine Athleten schaue ich daher, dass ihr Training in den Alltag integriert ist – abgestimmt auf die beruflichen und privaten Gegebenheiten und sie nicht ihr gesamtes Leben um den Trainingsplan herumbasteln müssen. Deshalb erfolgt die Trainingsplanung wöchentlich neu, individuell abgestimmt auf Arbeitszeiten, private Termine, usw. Im Bedarfsfall (zum Beispiel im Falle von einer Krankheit oder Verletzung planen wir auch „day by day“.)
Meine Athleten erhalten ihren Trainingsplan über eine Online-Plattform. Ich lege aber auch großen Wert auf einen persönlichen Kontakt und versuche daher auch immer wieder gemeinsame Treffen/Trainings zu organisieren, um die „Athleten-Trainer-Beziehung“ zu stärken und verschiedene Schwerpunkte, wie Technikverbesserung, Rennplanung, Ernährung im Training/Wettkampf usw. zu setzen.
Nach welcher Trainingsphilospohie arbeitest du?
Unsere Trainingsphilosophie nach der wir/ich Athleten trainieren nennt sich „The Method“…laut dieser Philosophie gibt es 5 Systeme, die es zu trainieren gilt: Ausdauer/Schnelligkeit/Kraft/Laktatoleranz/Neuromuskuläres System. Wir trainieren immer – d.h. zu jeder Jahreszeit- alle 5 Systeme, je nach Phase mit spezifischem Schwerpunkt auf ein System. Unser Training ist dabei so aufgebaut und aufeinander abgestimmt, dass während ein System trainiert wird, das andere System rastet – demnach ist unser Training nicht periodisiert, sondern zyklisch aufgebaut. Wir sind der Meinung, dass man auf diese Weise qualitativer und in Summe auch mehr trainieren kann. Unser Ziel ist es, mit Konstanz eine gute Form aufzubauen, nach dem Motto „Qualität vor Quantität“, denn gerade neben Beruf und Privatleben ist das Zeitbudget für Training bei den meisten Athleten oft begrenzt.
Ein weiteres Merkmal ist das große Augenmerk auf das eigene Körpergefühl. Daten und Zahlen wie Puls-, Watt-, Laktatwerte sind zwar interessant und auch als Kontrolle wichtig. Jedoch trainieren wir nicht strikt danach. Uns geht es vielmehr darum, zu lernen, auf seinen eigenen Körper zu hören. Wir sind alle keine Roboter und das tägliche Training – vor allem aber auch der Wettkampf – finden nicht im Labor statt. Es gibt so viele Einflussfaktoren, die die Werte beeinflussen können. Aus diesem Grund wollen wir das Training primär „Effort gesteuert“ gestalten und uns nicht blind auf Zahlen versteifen. Wattwerte und Zeiten können und dürfen bei unserem Training variieren. Es ist beispielsweise legitim, dass harte Laufintervalle an einem Tag etwas langsamer sind als noch die Woche davor. Ein anderes Mal ist man dafür eine Spur schneller, weil man einen guten Tag hat, mehr geschlafen hat und nicht direkt von der Arbeit rein in die Laufschuhe musste.
Unser Leitsatz lautet demnach: „Do your best that you can do today!“.
Auch ohne stetigen Blick auf die Uhr, ist es unserer Meinung möglich, eine qualitativ gute Trainingseinheit absolvieren zu können – vielleicht sogar mit gefühlt weniger Stress und dafür etwas mehr Freude am Training/der täglichen Herausforderung. Auch wenn ich von dieser Trainingsphilosophie sehr überzeugt bin, befasse ich mich aber schon auch mit anderen Ansätzen, um mich weiterzuentwickeln und noch besser auf die individuellen Bedürfnisse der verschiedenen Athleten eingehen zu können.
Wie fließt deine Shiatsu Ausbildung in dein Training bzw. Coaching ein?
Shiatsu ist eine japanische Druckmassage (hauptsächlich durch Daumen/Finger entlang verschiedener Meridianverläufe). Blockaden entlang dieser Verläufe führen zu gesundheitlichen Problemen. Ziel von Shiatsu ist, diese Blockaden zu lösen, um das Qi = Lebensenergie wieder ins Fließen zu bringen und somit die eigenen Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und wieder mehr ins Gleichgewicht zu kommen. Ich habe selbst den positiven Einfluss von Shiatsu auf meine Gesundheit (körperlich, geistig und seelisch) sowohl während meiner Zeit als Diplomkrankenschwester (besonders nach anstrengenden Nachtdiensten) als auch als Leistungssportlerin erfahren und mich auch deshalb für die dreijährige Ausbildung entschieden. Ich bin überzeugt, dass Shiatsu gerade auch für Sportler eine ganzheitlich wirksame Therapieform darstellt – im Idealfall prophylaktisch angewendet als Möglichkeit für eine verbesserte Regeneration und andererseits auch als unterstützende Maßnahme bei bereits bestehenden (besonders chronischen) Problemen.
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