Wir verfolgen die Schweizerin Ana (Anuschka Kummer) und ihren Blog „waytoirongirl.ch “ schon lange. Am Anfang unserer Bloggerzeit war ihr Blog eine unserer Inspirationsquellen. Nun hat sich Ana für ein Rebranding entschieden und ist ab sofort unter „unboundedgravity.ch“ zu finden. Sie möchte sich damit sportlich gesehen breiter aufstellen, denn das entspricht ihrem vielseitigem Naturell. In unserem Interview gewährt uns Ana persönliche Eindrücke in ihr Blogger-, Sportler- und Familienleben und erzählt uns über die Hintergründe zu ihrem Rebranding, aber auch wie sie überhaupt zum Bloggen und zum Triathlon gefunden hat.
Wer steckt hinter „waytoirongirl.ch “?
Hmm, eine Frage, die sich gar nicht so leicht beantworten lässt. Ich kommuniziere gerne, bin gerne unter Menschen, frage nach, bin neugierig und quassle ununterbrochen. Sport treiben ist für mich ein Grundbedürfnis wie essen oder schlafen. Wenn ich mich nicht bewegen kann, fehlt mir ein sehr wichtiger Teil. In Phasen, in denen ich aus beruflichen oder privaten Gründen (ich bin verheiratet und Mutter) nicht so oft zum Trainieren komme wie ich es gerne hätte, bin ich relativ schnell unausgeglichen und gereizt.
Wie ist die Idee für deinen Blog entstanden?
Eigentlich habe ich den Blog am Anfang nur für mich geschrieben. Ich wollte meine Trainings und vielleicht auch die kleinen Fortschritte und Trainingserfolge irgendwo festhalten. So habe ich ganz viele Mini-Einträge zu meinen Trainingserlebnissen verfasst. Eines Tages, ich wusste gar nicht, dass die Kommentarfunktion aktiviert war, hat jemand der still mitgelesen hat, einen Kommentar hinterlassen und darum gebeten, dass ich doch ausführlicher zu dem ganzen Triathlonthema berichten soll. Ich fand schnell Gefallen am Schreiben und als immer mehr Leser/innen kommentiert haben, war ich schon stolz auf meinen kleinen Blog.
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Wie bist du zum Triathlon gekommen?
Ursprünglich gehört mein Herz dem Wintersport. Ich bin eine begeisterte Skifahrerin und habe meine halbe Kindheit und Jugendzeit auf den Brettern, die die Welt bedeuten, verbracht. Nach zwei Kreuzbandrissen und den darauffolgenden Operationen wollte ich wieder in Form kommen und habe mit leichtem Joggen angefangen. Weil ich so bin, wie ich bin, wurde mir das schnell zu eintönig und ich habe mir ein Rennrad gekauft. Die Radausfahrten wurden immer länger, steiler und meine Leidenschaft für das Rennrad immer grösser. Irgendwann hatte ich, wohl durch zu viel Training, irrsinnige Knieschmerzen und musste mit dem Laufen und Radfahren für eine Weile aufhören. Aus Angst außer Form zu geraten habe ich mich für einen Kraulkurs angemeldet und auch am Schwimmen rasch Gefallen gefunden.
Meine ehemalige Nachbarin hat mich dann auf den Trichter gebracht, mich für einen Volkstriathlon anzumelden. Ich weiß noch, dass ich mir damals auf der 5 Kilometer langen Laufstrecke geschworen habe, nie wieder einen Triathlon zu machen. Ich fand das ganz furchtbar, die Aufregung vorher, der Machtkampf im See, sich klitschnass auf ein Rad zu setzen und zum Schluss noch zu rennen. Aber als ich das Piepsen beim Überqueren der Finishline hörte, wusste ich, das ist meine Sportart. Triathlon wird meine Challenge und ich will und werde es bis zum IRONMAN bringen. Die Hälfte des Weges ist geschafft. Im Moment sieht es bei mir gerade nicht nach Triathlon aus, wer jetzt aber denkt, ich stecke den Kopf in den Sand oder lasse die Füsse baumeln der irrt. Den IRONMAN mache ich noch, nicht jetzt aber irgendwann. Dann, wenn es für mich wieder besser passt, zeitlich und überhaupt.
Wir kennen dich als Bloggerin „waytoirongirl“. Nun hast du dich für ein Rebranding entschieden und wirst ab sofort deinen Blog unter „unboundedgravity.ch“ weiterführen. Was hat dich dazu bewegt?
Nach meinem Finish am IRONMAN 70.3 in Rapperswil im vergangenen Sommer habe ich mich anders gefühlt. Irgendwie leer. Ich habe im vergangenen Jahr immer nur bis zu diesem einen Tag, dem 11. Juni 2017 geplant. Keine Sekunde weiter. Anfangs dachte ich, dass ich damit einen Fehler gemacht habe, im Nachhinein, wie heisst es so schön, ist man immer schlauer. Es war genau richtig nur bis zu diesem einen Tag zu planen.
In den Sommerferien beim Surfen habe ich gemerkt, dass ich so viel mehr bin als „nur“ Triathletin. Ich liebe das polisportive. Fahre liebend gerne Ski, gehe langlaufen, habe das Surfen für mich entdeckt, will mit Skateboardfahren anfangen, gehe wandern oder auf Bergtouren, habe mich in den Mountainbikesport verliebt. Die Liste der Abenteuer die ich sportlich erleben möchte ist ellenlang. Und mein Bedürfnis zu schreiben ist immer noch ungebremst.
Ich habe lange nach einem neuen Blognamen gesucht und mich schlussendlich für eine Idee meines Mannes entschieden. Unbounded Gravity passt zu mir, zu meiner Vorstellung von Leben und zu meiner Zukunftsvision von meinem oder unserem Leben. Ich bin früh Mutter geworden und hatte nie die Gelegenheit zu reisen. Das möchte ich mit meiner Familie gemeinsam irgendwann, in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft nachholen.
Reisen, dabei Sporttreiben und die Welt entdecken – ein Traum! Genau diesen Traum möchte ich mit den Leserinnen und Lesern von unboundedgravity.ch teilen.
Welche Ziele hast du mit deinem neuen Blog?
Der Blog soll eine Plattform sein, für alle die sich für Bewegung, Sport, die Natur und das Thema Reisen interessieren. Egal wie schnell jemand ist oder wie langsam, gleich ob Topathlet oder Genusssportler mir ist ganz ganz wichtig, dass sich alle, die den Weg auf meinen Blog finden angesprochen fühlen. Ja, sich vielleicht von meiner Liebe zum Sport anstecken lassen und die eine oder andere Sportart ausprobieren. Wenn ich dann ganz nebenbei noch ein, zwei gute Tipps geben konnte, wie man dieses oder jenes sportliche „Problem“ lösen kann, bin ich mehr als happy.
Was wird der thematische Fokus von „unboundedgravity.ch“ werden?
Der Fokus liegt ganz klar weiterhin auf dem Sport, aber eben breiter gefächert. Ich möchte mich nicht mehr nur als Triathletin beschreiben und nur noch über das Thema Triathlon bloggen. Ich möchte aber auch keine Fitnessbloggerin sein. Es hat sich für mich noch keine schlüssige Bezeichnung für mein zukünftiges Bloggerleben ergeben. Eigentlich möchte ich einfach die Frau sein, die es liebt über sportliche Abenteuer zu schreiben.
Was sind deine persönlichen Gründe dem Triathlon und „waytoirongirl“ den Rücken zu kehren und ab sofort sportlich andere Wege zu gehen?
Es wäre ein schwieriges Unterfangen dem Triathlon ganz den Rücken zu kehren. Soweit bin ich glaube ich noch nicht. Den IRONMAN mache ich noch! Irgendwann, demnächst! Ich brauche einfach eine Pause. Auch von der Szene. Damit meine ich keinesfalls die Onlineszene, da entscheidet jeder selbst, wie nah man jemanden an sich heran lässt. Mir gefällt die reale Triathlonszene hier in der Schweiz gerade gar nicht. Es geht nur mehr selten um den Bezug den man zum Sport hat und noch seltener darum, ob man wirklich Spaß am Triathlon hat. Mir ist in letzter Zeit nur noch aufgefallen, dass es darum geht, wer den strafferen Trainingsplan hat und dementsprechend mehr oder weniger trainiert. Wer was wann und warum isst, wer welches Rad fährt und wie viele Watt drücken kann und so weiter. Die Liste ist unendlich.
Das bin ich nicht. Ich bin das Mädchen von nebenan, dass irgendwann entschieden hat Triathlon ist geil – das mach Spaß und das kann ich auch. Mir gefallen die Emotionen, die Leichtigkeit nach dem Zieleinlauf, die Freude, der Kampf mit sich selbst und nicht das Geplärre um teure Räder, Neos, x Trainingslager und was es sonst noch alles ist. Natürlich einerseits gehört es dazu aber andererseits – ganz ehrlich – wir alle oder die Meisten unter uns sind Breitensportler – wenn wir so gut wären, wie wir manchmal vorgeben zu sein, wären wir Profis. Schuster bleib bei deinen Leisten – ein Sprichwort, dass mir immer schon gut gefallen hat, warum können so viele Triathleten nicht einfach reinhauen und Spass haben?
Wie kannst du Arbeit, Sport, Familie und das Bloggen vereinen?
Im Moment ist es wirklich schwierig, deshalb kommt unboundedgravity.ch auch extrem zu kurz im Moment. Ich habe so viele Geschichten die ich erzählen möchte, sehe aber vor lauter Wald gerade die Bäume nicht mehr. Mein inzwischen nicht mehr ganz so neuer Job (Head of Sport Marketing) fordert mich zu 100%. Ich schreibe schon beruflich sehr viel und bin abends manchmal einfach nur froh noch eine Runde um den Block zu rennen und danach ein paar schöne Stunden mit meinen zwei Lieblingsmenschen zu verbringen. Meine Familie ist mein ein und alles. Im letzten Jahr standen mein Mann und meine Tochter nicht immer an erster Stelle, das war nicht richtig, diesen Umstand zu ändern war meine oberste Priorität in der letzten Zeit. Heute heißt es ganz klar, Family first. Auch, wenn dadurch der Blog oder meine sportlichen Ambitionen zu kurz kommen.
Welchen Stellenwert hat der Sport in deinem Leben?
Einen riesig großen Stellenwert. Ich kann nicht sein ohne Sport. Unvorstellbar! Ich werde richtig grantig, wenn ich nicht ausreichend Bewegung und frische Luft bekomme. Der Sport hat mich vor drei Jahren durch eine gesundheitlich sehr schwere Zeit getragen. Dank meiner Liebe zum Sport konnte ich täglich neue Energie tanken, für mein Leben und mich zu kämpfen. Für mich war es schon rein aus psychologischer Sicht sehr wichtig sportlich aktiv zu bleiben. Ich weiß nicht wie ich mit der Krebsdiagnose oder der darauffolgenden Behandlung umgegangen wäre, wenn ich nicht die Möglichkeit gehabt hätte meiner Wut und Ohnmacht Luft zu machen.
Was war bisher dein schönster sportlicher Moment?
Ich weiß gar nicht ob es den einen schönsten sportlichen Moment gibt. Sicher ein ganz großer Moment war der Zieleinlauf beim IM 70.3 in Rapperswil in diesem Sommer. Ich war so glücklich, diese Distanz bewältigt zu haben. Schon als ich die ersten Menschen an den Banden stehen sah, hat mich ein Gefühl erfasst, dass ich so gar nicht in Wort fassen kann. Als ich meine Familie am Finishbogen gesehen habe, war es mit der Fassung ganz vorbei. Mein Mann hat mir auf den letzten Metern zugerufen, wie stolz er auf mich ist, ab da habe ich geheult wie ein Schlosshund. Rückblickend ein sehr sehr bewegender Moment.
Einen weiteren wunderschönen sportlichen Moment durfte ich letzte Woche beim Surfen erleben. Es war ein unbeschreiblich schönes, befreiendes Gefühl, dass mich da auf dem Wasser ergriffen hat. Eins zu sein mit einem Element, das ich ganz besonders gerne mag ist etwas Wunderbares. Das Gefühl, wenn dich die Welle mitnimmt, dich trägt und du einen sauberen Take off hin bekommst ist und auf dem Wasser gleiten kannst ist unbeschreiblich. Das Feeling, wenn sich dann auch noch alle mit dir freuen ist noch viel besser. Wer es nicht glaubt – Wellenreiten kann ich wärmstens empfehlen! Es ist ein absoluter HappySport! 🙂
Name: Ana Kummer
Geburtstag: 11.01.1982
Wohnort: Belp, Kanton Bern
Geburtsort / Aufgewachsen in: Geboren in Gelsenkirchen, Deutschland aufgewachsen in Bellwald im Kanton Wallis, Schweiz
Beruf: Head of Sport Marketing
Blog: http://www.unboundedgravity.ch/