Jakob Schmidlechner ist Sportler mit Leib und Seele. Steht er an der Startlinie zählen für ihn nicht Meter oder Sekunden. Seine Einstellung zum Sport ist vorbildhaft und gerade jetzt kommt ihm das zugute. Obwohl ihn die Coronakrise als Hotelier und Gastgeber vom Hotel Mohrenwirt katastrophal trifft und er mit einem 100%-igen Ausfall klar kommen muss, bleibt er positiv und gelassen. Er nützt die Zeit bestmöglich und entwickelt neue Ideen.
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Welche Auswirkungen hat das Coronavirus auf dein Privatleben?
Es ist ruhiger geworden und wir nehmen uns viel mehr Zeit für gemeinsame Mahlzeiten und plaudern über alle möglichen Themen. Wir genießen auch die Zeit mit unserer Tochter sehr, da sie ja ansonsten in Wien studiert. Gestern haben wir zum Beispiel ein gemeinsames Familien-Workout im Mohren-Bauerngarten gemacht – das war ebenso lustig wie anstrengend. Auch unsere 3 Hunde sind augenscheinlich happy mit der Situation. Also, wir machen das Beste daraus.
Wie gestaltest du aktuell dein Training?
Ich lebe in Fuschl am See und kann jederzeit, ohne dass ich mit vielen Menschen in Berührung komme, raus in die Natur. Laufen, Wandern, Spazieren ist sehr gut möglich und in absehbarer Zeit vielleicht auch im Fuschlsee Schwimmen.
Das Radtraining habe ich aus Rücksicht auf die Einsatzkräfte komplett auf die Rolle verlegt. Es ist zwar kaum Verkehr im Moment, aber ich kann auch wenn ich alleine unterwegs bin stürzen und mich verletzen. Ich bin deshalb viel auf ZWIFT unterwegs und treffe mich hier „virtuell“ mit meinen Freunden bei sogenannten „Meetups“. Heute zum Beispiel waren wir eine Gruppe von 10 Radlern, inklusive Profis, und einem Freund aus den USA. Das wäre im echten Leben schon sehr schwierig.
Bei all meinen Einheiten achte ich darauf mich so viel als möglich im Grundlagenausdauerbereich zu bewegen, weil ich mein Immunsystem stärken will. Zu intensive Einheiten hätten den gegenteiligen Effekt und in Zeiten von Corona wäre das Fatal. Da würde ich mich ja selbst zu einem Risikopatienten machen.
Wie trifft dich die Situation in deiner Selbstständigkeit?
Sehr hart. Unser Hotel ist seit 15. März behördlich geschlossen und damit ist unser Umsatz um 100% weggebrochen. Wir haben unsere aktuell 14 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und versuchen so gut als möglich mit allen in Kontakt zu bleiben und uns darum zu kümmern das es ihnen gut geht.
Mit unseren Abteilungsleitern machen wir regelmäßig Online-Meetings um uns auf die Zeit, wenn es wieder losgeht vorzubereiten. Das funktioniert übrigens sehr gut.
Wie gehst du damit um?
Wie schon gesagt, Online Meetings mit den Mitarbeitern funktioniert sehr gut und ich glaube diese Form der Kommunikation wird sich durch die jetzt gewonnen Erfahrungen auch mehr etablieren. Dies meine ich in erster Linie für alle Arten von Terminen wo bisher eine Anreise nötig war. Wozu Zeit im Auto verbringen, um z.B. zu einem Termin nach Salzburg zu fahren, wenn es auch so geht.
Was das Hotel betrifft so haben wir jetzt die Möglichkeit Sachen anzugehen, zu denen schlicht und ergreifend bisher die Zeit gefehlt hat im „normalen“ Tagesablauf. Wir durchleuchten alle Abteilungen und schauen durch welche Veränderungen/Verbesserungen wir unseren Gästen ein noch besseres Erlebnis bieten können. Einige Sachen sind uns da schon eingefallen und wir freuen uns schon darauf diese dann auch in der Praxis umsetzen zu können.
Unsere Freunde und Gäste halten wir durch ein verstärktes Social Media Engagement auf dem Laufenden und versuchen damit uns und unsere Partner in positiver Erinnerung zu halten.
Ich habe auch endlich eine gute Ausrede gefunden mir eine kleine Drohne zuzulegen. Einige coole Videos sind damit schon entstanden und auf unserer Facebookseite zu bewundern. 🙂
Welche Chancen siehst du durch die Krise?
Die momentane Situation zeigt auf wie zerbrechlich unser gesamtes System geworden ist. Das „Immer mehr, Immer höher und Immer weiter“ wird es wahrscheinlich eine gewisse Zeit lang nicht geben. Wir werden uns nach überstandener Krise wieder über Sachen freuen über die wir gar nicht mehr nachgedacht oder als selbstverständlich angesehen haben. Wir werden den direkten Kontakt mit Menschen sehr genießen, ob im Alltag oder auch beim Sporteln.
Ich glaube, bzw. befürchte, dass heuer auch keine großen Veranstaltungen oder Wettbewerbe mehr abgehalten werden können und wir deshalb andere Formate entwickeln werden, wo das Gemeinsame im Vordergrund steht.
Und ganz ehrlich: auch der Sportszene tut es mal ganz gut sich zu überlegen ob alle Entwicklungen der letzten Jahre richtig waren.
Für Veranstalter, das bin ich ja teilweise auch, wird das Jahr deshalb sehr schwierig. Aber es bietet natürlich auch die Riesenchance sich mit neuen Ideen und Konzepten auf die Zukunft vorzubereiten. Denn eines ist klar: es ist eine sehr schwierige Zeit, aber die Welt wird sich weiterdrehen und es liegt an jedem Einzelnen von uns sich positiv darauf vorzubereiten. 🙂
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