Der Leistungsgedanke begleitet uns SportlerInnen tagtäglich. Egal ob beim Training oder im Wettkampf, bei der Saisonplanung oder beim gemütlichen Zusammensitzen mit Gleichgesinnten. Warum trainieren wir tagtäglich? Was ist der Reiz an neuen Herausforderungen und an der Suche nach unseren persönlichen Grenzen? Warum stellen wir uns immer wieder Wettkämpfen? Der Leistungsgedanke ist dabei allgegenwärtig, auch wenn man das selber oft nicht bewusst wahrnimmt bzw. wahrnehmen will.
Für uns Grund genug dem Thema einen eigenen Beitrag zu widmen und dabei auch auf den Vergleich Männer und Frauen einzugehen.
Der Leistungsgedanke – immer schneller
Unsere eigene Leistung verbessern, das treibt uns als SportlerIn unweigerlich an. Wir setzen uns immer wieder neue Ziele, suchen neue Herausforderungen, wollen bestimmte Zeiten erreichen. ProfisportlerInnen leben davon, finanzieren sich damit ihr Leben. Doch wie ist das bei uns Hobbysportler? Eigentlich ist der Sport ja „nur“ unser Hobby…
Ein Hobby ist laut Definition eine Freizeitbeschäftigung, die der Ausübende freiwillig und regelmäßig betreibt. Sie dient dem eigenen Vergnügen oder der Entspannung und trägt zum eigenen Selbstbild bei, d.h. einen Teil seiner Identität darstellt.
Unserer Meinung nach ist es als Hobbysportler wichtig sich (zumindest einmal jährlich – die Off-Season bietet sich dafür perfekt an) darüber Gedanken zu machen WARUM man seinen Sport ausübt. Die Gründe sind vielfältig. Aber ist es bei mir wirklich nur der Spaß an der Sache? Oder treibt mich doch eher mein eigener Ehrgeiz an und ich will bestimmte Ziele erreichen?
Vergleich Männer und Frauen
Da wir allgemein keine Fans von Generalisierungen sind, ist auch hier unsere Meinung, dass man beim Leistungsgedanken nicht nach Geschlecht unterscheiden kann. Es wird also keinen generellen Unterschied zwischen Männer und Frauen geben. Jeder Mensch ist individuell unterschiedlich und das ganz unabhängig vom Geschlecht. Es gibt Frauen, die nur zufrieden sind, wenn sie als Erste die Ziellinie überqueren. Genauso wie es Männer gibt, die komplett glücklich sind, wenn sie das Ziel erreichen (egal zu welcher Zeit und egal, wenn sie damit der letzte Finisher sind).
Unsere persönlichen Gedanken zum Thema Leistung
Kathi – der Spaß steht im Vordergrund
Seit ich mit Triathlon begonnen habe war für mich immer der Spaß meine Motivation. Und das ist bei mir keine oberflächlich leicht daher gesagt Floskel, sondern wer mich kennt, weiß dass dies aus meinem tiefsten Inneren kommt. Und ich bin überzeugt, dass man dies am Verhalten im Training und in den Wettkämpfen auch als Außenstehender erkennen kann. Ich bin nie mit bestimmten Zeitvorgaben oder Platzierungen am Start gestanden. Sport ist mein Ausgleich zum Bürojob, ich stand immer mit einem Lächeln im Gesicht am Start und vor allem Glücklich im Ziel.
Für mich war und ist es immer extrem wichtig auf meine innere Stimme zu hören. Und die Glücksgefühle im Ziel waren für mich immer die beste Bestätigung. Als ehemalige Leistungsportlerin kenne ich genau den Unterschied zwischen ich MUSS Leistung bringen, ich MUSS gewinnen. Und eben dem komplett anderen Leben als Hobbysportlerin. Ich stehe nur für mich selbst am Start, ich muss niemanden etwas beweisen. Als Leistungssportler muss man bei bestimmten Bewerben starten, ob man will oder nicht. Als Hobbysportler ist das meine freie Wahl, es sollte nie ein Zwang sein oder man sich dabei unwohl fühlen oder sich fragen warum mache ich das jetzt eigentlich…
Doch ich musste auch lernen, dass sich das verändern kann. In der Triathlonsaison 2018 merkte ich plötzlich, dass meine Freude und Motivation nicht mehr so war wie in den Jahren davor. Das war für mich persönlich eine harte Erfahrung. Die Wintertriathlon WM 2019 in Asiago war nochmals ein „Test“ für mich und meine Gefühle waren eindeutig. Mein Körper bzw. viel eher meine Seele verlangten eine Auszeit. Das habe ich dann auch akzeptiert, meine Gedanken dazu könnt ihr hier nachlesen.
Jetzt genieße ich meine Auszeit und die Schwangerschaft. Wann ich wieder an der Startlinie stehen werde, wird sich zeigen, da höre ich ganz auf meine innere Motivation. 🙂
Christian über Kathi
Ich finde Kathi´s Ansatz bewundernswert und trotzdem verstehe ich ihren Zugang zur Tempohärte im Training nicht. Während ich ein Verfechter von einer Durchmischung von Trainingsinhalten bin und daher regelmäßig Intervalltrainings absolviere, steht das bei Kathi freiwillig so gut wie nie an. Anstelle der kurzen knackigen Einheit genießt sie einfach das worauf sie gerade Lust hast und das sind meistens Grundlageneinheiten. Das kostet mich schon hin und wieder einen Schmunzler. 😉
Christian – zuerst Neugier, dann Leistungsgedanke
Beim Sport ist es bei mir so: zuerst packt mich die Neugier und dann das Trainieren nach einem Plan, den ich zu 100% erfüllen möchte. Als ich nach jahrelangem Fußballspielen und unzähligen Stunden in der Kraftkammer nach neuen sportlichen Herausforderungen suchte, entdeckte ich durch einen Freund den Laufsport für mich. Prompt stand ich komplett unvorbereitet beim Start eines Halbmarathons, der nach der Hälfte der Strecke zur Farce wurde. Begleitet von üblen Krämpfen schleppte ich mich damals irgendwie ins Ziel. Im Ziel selbst dachte ich mir: „Nie wieder so einen Blödsinn…“ doch ein paar Stunden später packte mich der Ehrgeiz nach einem strukturierten Training, so ähnlich wie ich es von der Kraftkammer kannte.
Nach vielen hinteren Plätzen bei Laufcup-Veranstaltungen stellten sich nach ein paar Jahren konsequenten Trainings kleinere Erfolge ein. Der Leistungsgedanke rückte immer mehr in den Vordergrund und auch neue Distanzen sowie Sportarten wollte ich ausprobieren. So kam ich dann irgendwie zum Triathlon und trainierte rückblickend zu hart, um meine persönlichen Ziele zu erreichen. Für mich waren dabei Trainingspläne immer wichtig. Es waren Anhaltspunkte, um mich zum einen weiterzuentwickeln und zum anderen meine tägliche Motivation für das Training.
Für mich ist alles eine Frage des Typs und ich bin der Meinung, dass man als Kind von unserer jetzigen Art und Weise zu Handeln oder wie man Dinge angeht stark geprägt wird. Bei mir war ein einschlägiges Ereignis die Scheidung meiner Eltern. Es war kurz vor dem Eintritt in die Volksschule als wir auf Grund des traurigen Ereignisses in einen weiter entfernten Ort gezogen sind. Dort kannte ich keinen und es ging ziemlich schnell bis ich als Außenseiter die Schulbank drückte und kaum Freunde gewinnen konnte. Ich nutzte jede Gelegenheit heimlich Fußball zu spielen, zu laufen, um schlichtweg besser als die anderen zu werden. Durch die sportlichen Anerkennungen wurde ich nach und nach von den Kindern akzeptiert und es entwickelte sich ein großer Freundeskreis. Sowas ist irgendwie einprägend und brennt sich in den individuellen Charakter ein.
Heute denke ich etwas gemütlicher, obwohl schon auch noch der Leistungsgedanke auf meine sportlichen Betätigungen Einfluss hat. Daher sollte jeder für sich einen Weg finden, der motivierend und antreibend ist, für sich das Beste herauszuholen, aber ohne an Bodenständigkeit zu verlieren.
Kathi über Christian
Ich habe Christian vor 6 Jahren als ehrgeizigen Triathleten kennengelernt. Er hat weit über 20 Stunden pro Woche trainiert und hatte ambitionierte Ziele. Alles andere war eigentlich nebensächlich. Gemeinsam sind wir dann durch die Phase seiner Knieverletzung und der langen Trainings- und Bewerbspause gegangen. Ich weiß wie schwierig das für ihn war und wie komplett sich sein Leben dadurch änderte. Doch sas hat uns auch zusammen geschweißt. Er hat mich trotzdem immer in allen Belangen im Triathlon unterstützt und ist mit mir bis ans Ende der Welt für meine Bewerbe gereist. Seine Ambitionen musste er lernen wegen dem Knie hinten an zu stellen. Mich freut es riesig ihn jetzt wieder schmerzfrei laufen zu sehen, doch eines hat sich in der Zeit nicht verändert: sein eigener Leistungsanspruch. Er würde sich nie schlecht vorbereitet oder Just For Fun an den Start eines Bewerbes stellen. Ganz im Gegensatz zu mir. 😉
[Anzeige powered by Google]