Roman Breitwieser hat sich für seine erste Langdistanz ein Jahr lang vorbereitet. Seine Verlobte schenkte ihm 2019 einen Startplatz für das heurige Jahr 2020 – was blieb ihm dann auch anderes übrig, als sich darauf gut vorzubereiten ;-). Die große Herausforderung war dabei das Zeit Management. Mit drei kleinen Kindern muss man dann schon etwas erfinderisch sein, was das Timing des Trainings betrifft. Als der große Tage dann gekommen war, gab es einige unerwartete Erlebnisse.
Du gehörst zu jenen Athleten, die den klassischen Weg eingeschlagen und mit Unterdistanzen zur Langdistanz gefunden haben. Erzähl uns doch etwas über deine Anfänge im Triathlon?
Meine Triathlon-Sucht hat begonnen, indem ich Alternativen zu den Straßenläufen gesucht habe. Nach vielen Jahren Traunviertler Laufcup und allen anderen Straßenläufen in der Umgebung bis hin zu Marathons habe ich nach einer anderen Herausforderung gesucht. Da haben 2010 drei Burschen aus dem Ort die Staffel Sprint Distanz in Linz gemacht, und meinten wir sollen doch auch mit machen… Ich übernahm den Radsplitt und radelte die 25km in einem 30er Schnitt, *lach* 8 min langsamer wie unsere Herausforderer. 2013 wagte ich dann in Pucking beim MTB Tri über die Sprint Distanz den ersten Einzelstart. Die Jahre darauf folgten weitere Sprint Distanzen, dann mal die erste Olympische und gleich im Juli 2014 die erste Halbdistanz (viel zu früh)…
[Anzeige powered by Google]
Hast du damals schon darüber spekuliert bei einer Langdistanz mitzumachen bzw. war das immer schon – von Beginn an- ein Ziel von dir?
Von Beginn an nicht, da wusste ich noch nicht viel über Triathlon. Erst die letzten Jahre habe ich mehr und mehr über eine Langdistanz nachgedacht, bis ich dann schlussendlich 2019 einen Startplatz für 2020 von meiner Verlobten geschenkt bekommen habe 😊.
Was hat dich motiviert für eine Langdistanz zu trainieren? Mit welchen Herausforderungen hattest du dabei zu kämpfen?
Die Motivation war von Anfang an hoch, sehr hoch, seit der Anmeldung am 8. Juli 2019. Nach dem Saisonende letzten Jahres mit dem Berlin Marathon, begannen dann die Vorbereitungen für den damals noch angesetzten 5. Juli 2020. Da ich noch keinerlei Erfahrung mit Langdistanz hatte und wie ich das angehen soll, habe ich mir Unterstützung von Will Gerald geholt, der mich Bestens von Oktober 2019 – Sept. 2020 betreute. Die in 2-Monats Abstand durchgeführten Laktat Tests und der sichtbaren Leistungssteigerung wusste ich, ich bin am besten Weg, nur noch Durchhalten bis zum Schluss! Die größte Herausforderung der letzten 10 Monate war auf jeden Fall das Zeitproblem. Mit unseren 3 kleinen Kindern sind die Trainingseinheiten immer in deren Schlafenszeit gefallen – dh. Meistens nach 20:15 Uhr bzw. an Wochenenden über die Mittagszeit. Das war oft eine große Überwindung eine 2-3 Stunden Einheit am Rad noch um 20:30 Uhr zu beginnen,…
Wie lange hast du darauf hin trainiert, wieviel Wochenstunden hast du investiert?
Intensives Training von Okt. 2019 – Ende August 2020 (nachdem der Ironman im Juli Corona bedingt abgesagt wurde und sich das Training 2 Monate verlängerte) Trainingsstunden max. 10-12 Stunden / Woche, mehr war nicht möglich und gefreut habe ich mich auf die Kompensationswochen 😊.
Was hast du gefühlt, als der Tag X dann endlich da war und du in Podersdorf am Schwimmstart gestanden bist?
Der Tag X, der ist so schnell gekommen. Wecker war eigentlich auf 05:00 Uhr gestellt, aber munter war ich aufgrund hoher Nervosität um 04:10 Uhr. Ich habe bis zum Start nicht gewusst ob es die richtige Entscheidung war den Startplatz in Podersdorf anzunehmen oder doch erst im Juli 2021 zu starten. Doch beim Aufstellen neben dem Leuchtturm, mit Blick auf den Spiegelglatten Neusiedlersee, habe ich mich dann das erste Mal gefreut das es endlich losgeht und ich dabei bin.
Wie war das Schwimmen für dich? Wie hast du dich am Rad und beim Laufen gefühlt?
Mit Startnummer 158 begann mein Rennen um 6:43 Uhr! Ich fand ab dem ersten Kraul Zug super in meinen geplanten Pace und konnte viele Athleten überholen, was zusätzlich motivierte. Nach dem ersten Blick auf die Uhr, bei 3700m (die letzten 100m durfte man im See laufen), war die Freude Riesen groß – Schwimmsplitt unter 1h – geil, erste Zwischenziel erreicht. T1, voller Adrenalin, gewechselt wie bei einer Sprint Distanz, Schnell schnell schnell, ich darf keine Zeit verlieren, ab aufs Rad. Am Rad dann eigentlich vorgenommen die erste von sechs Runden nicht “überpacen” – natürlich nichts geworden. Aber es rollte vom ersten Km bis km 120 so perfekt dahin, immer 220 – 230 Watt (lt. Garmin) ca. 37km/h, war vorher für mich unvorstellbar. Leider wurde im laufe des „Arbeitstages“ der Wind immer stärker und die letzten zwei Runden waren eine echte Qual. Gegen den Wind 22 – 25 km/h, mit dem Wind dafür 45 – 50 km/h, und somit konnte ich mein Rad trotzdem nach 4h 57 min in T2 schieben.
Kurzer Blick auf die Uhr – Wahnsinn noch unter 6h gesamt, jedoch nach dem für mich sehr hart gefahrenen Radsplitt etwas Angst vor dem anstehenden Marathon…. Dann kam gleich der erste Hammerschlag, bei km 0,3 am Marathon – Krampf im linken Oberschenkel. Nicht mal gehen war mehr möglich. Somit Pause und Oberschenkel massieren. Der Krampf wurde immer härter und härter, aber massieren und zwei aufgelöste Salztabletten wirkten wunder. Somit konnte ich nach ca. 6 Minuten wieder langsam ans gehen denken und nachdem ich mir vorher fix vorgenommen habe, nicht zum Gehen herzukommen, sondern zum Laufen, nahm ich meine Füße wieder in die Hand und lief den Marathon (bis auf die Labstellen) durch. Für die letzte von 4 Lauf Runden hatte ich noch einen Restzeit von 1h:10min für mein persönliches Ziel von Sub10 übrig, welches sich sogar deutlich darunter ausging!
Hattest du irgendwelche Pannen oder lustige sowie mit dir hadernde Momente während des Rennervlaufes?
Pannen – „nur“ der Krampf beim Beginn vom Marathon. Den hatte ich aber unter Kontrolle, nach dem ich bei jeder Labe eine Salztablette zu mir nahm. Runter geschluckt mit Cola, Iso, Gel und Wasser gemischt 😊 Was so ein Magen alles aushält – den ganzen Tag 15 Gels, 20 Salztabletten, 2 Riegel, 1 Banane, literweise Iso und Cola – Wahnsinn das da nicht noch ein Magenkrampf auch gekommen ist! Aber es kam nie der Moment: „WARUM mache ich das eigentlich!?“
Wie war der Zieleinlauf, hast du erreicht was du dir vorgenommen hast?
JA !!! Ausgesprochenes Ziel war immer zu finishen, vor allem beim ersten Versuch. Persönliches Ziel, welches immer im Kopf herumschwirrte, war Sub10. Mit 9h38 war nicht zu rechnen, kann ich bis heute noch kaum fassen! Aber was wäre wenn der Krampf nicht gekommen wär….. 😊 … Das schönste im Ziel war dann meine Familie und mitgereisten Fans zu umarmen, alle freuten sich mit mir und keiner konnte die gelaufene Marathonzeit nach dem Krampf glauben, auf die ich selbst am meisten stolz bin!
Beschreibe deine erste Langdistanz in drei Worte…
Da stimme ich den Podersdorf Veranstaltern zu 100% zu:
#FAST #HARD #LEGENDARY
[Anzeige powered by Google]