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Yvonne und Yannick – eine einzigartige Verbindung

Eine Geschichte, die uns Gänsehaut beschert. Eine Mutter mit unendlicher Liebe, Mut und Stärke. Yvonne Otzelberger ist 32 Jahre alt und Mutter eines achtjährigen Sohnes namens Yannick. Der Bub leidet an einem Gen-Defekt, dem Angelman Syndrom. Gemeinsam mit Yannick wird Yvonne am 25.6. beim Vösendorfer Zehntelman als erste Österreicherin mit einem Kind einen Triathlon absolvieren. In unserem Interview erzählt sie uns ihre persönliche Geschichte und wie sie auf die Idee kam gemeinsam mit Yannick bei einem Triathlon teil zu nehmen.

Über Yvonne und Yannick

Der achtjährige Yannick ist ein fröhliches Kind. Er lacht viel und das oft auch ohne Grund. Das ist charakteristisch für das Angelman-Syndrom, jenem Gen-Defekt, mit dem er geboren wurde. In seiner geistigen Entwicklung ist er im Kleinkindalter stehen geblieben und seine motorischen Fähigkeiten sind eingeschränkt. Da Yannick niemals alleine in der Lage sein wird sich sportlich zu bewegen, nimmt ihn Yvonne bei ihren Aktivitäten mit und sieht wie viel Freude ihm das bereitet. Sie will ihn dadurch genauso am Leben teilhaben lassen.

Wie bist du auf die Idee gekommen gemeinsam mit Yannick einen Triathlon zu absolvieren?

Als Yannick etwa ein Jahr alt war, erfuhr ich von der Geschichte des amerikanischen Triathleten, der gemeinsam mit seinem Sohn sogar bereits mehrere Ironman bewältigt hatte und war zutiefst berührt. Ich denke es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, um die unfassbare Liebe und Beziehung zwischen Elternteil und seinem schwerbehinderten Kind ausdrücken zu können. 

Ich war zwar schon immer sportlich, aber damals konnte ich mir alles andere, nur keinen Ausdauersport vorstellen . Gute 7 Jahre später habe ich dann spontan entschieden, dass Unmögliche möglich zu machen. Und wer weiß schon, bis wohin uns der Weg bringen wird….

Wie sieht euer gemeinsames Training aus?

Ich versuche momentan auf 5 Stunden Training in der Woche zu kommen. Das klingt wahrscheinlich erst mal für einen konsequenten Triathleten nach nicht wirklich viel. Doch wenn man berufstätig ist, nebenbei noch einen ehrenamtlichen Verein (www.angelman.at) führt, Hausfrau und Mutter von einer 12 jährigen Tochter und einen schwerbehinderten 8 jährigen Sohn ist, der unter anderem auch an massiven Schlafstörungen (bis zu 4 stündige Wachphasen nachts) leidet, dann ist es schon eine kleine Herausforderung, diese Stunden freizuschaufeln. Ich wechsle in den Disziplinen und versuche Yannick so häufig wie möglich mit einzubeziehen. Nicht immer ist ein Training mit Yannick möglich. Zum Beispiel im Winter musste ich die Schwimmeinheiten alleine absolvieren, weil ich schwer mit Schlauchboot im Schwimmbad aufkreuzen konnte – obwohl ich das Gesicht des Bademeisters zu gerne gesehen hätte. 😉

Das Training ist auch nicht mit dem eines gewöhnlichen Triathleten zu vergleichen. Da Yannick unter anderem an Epilepsie leidet, zudem noch rasch überfordert ist und sich auch öfter während dem Training einen Spaß erlaubt, muss in erster Linie auf ihn geachtet werden. Jede Einheit verläuft anders – keine gleicht der anderen. Es ist nicht so, dass ich während dem Training viel Zeit mit Yannick habe. Nach ca. einer Stunde beginnt er zu protestieren und darauf nehme ich selbstverständlich Rücksicht. Somit ist es mir meistens nicht möglich ruhig und ausdauernd zu trainieren, sondern ziemlich rasch alles rauszuholen, um die begrenzte Zeit so gut wie möglich nutzen zu können.

Was ist für dich die schwierigste Disziplin?

Anfangs als die Idee geboren wurde, hatte ich, wie die meisten Triathleten, den größten Respekt vor dem Schwimmen. Zu Beginn hielten mich wahrscheinlich sowieso alle für verrückt, aber zumindest konnte man sich noch vorstellen, dass ich meinen Sohn beim Laufen im Jogger schiebe und beim Radfahren im Anhänger ziehe. Doch Yannick dann auch noch im Schlauchboot zu ziehen war für viele unvorstellbar. Selbst ich hatte ja keine Vorstellung davon, wie das genau ablaufen sollte, da er Wasser über alles liebt und niemals alleine still im Boot sitzen bleiben würde.

Manchmal muss man gewisse Dinge einfach versuchen, ohne vorher viel darüber nachzudenken. Wir haben uns dafür entschieden Yannick gemeinsam mit seiner Schwester ins Boot zu packen, da er so nicht fixiert werden muss, jedoch gehalten werden kann. Und sollte etwas Unvorhergesehenes passieren, was bei meinem Sohn durchaus möglich ist, gibt es ein Codewort, dass Valentina (Schwester) im Notfall laut schreien würde und ich somit für einen Moment stoppen könnte.

Um ehrlich zu sein, ist genau die Disziplin, die ich am einfachsten eingestuft hatte, tatsächlich die größte Herausforderung für uns – das Radfahren. 50kg zu ziehen, dies eine relativ lange Zeit, vielleicht mit Steigung und dann auch noch mit Gegenwind bringt mich definitiv an meine Grenzen. Da fühlt es sich dann schnell mal an als würde man das Doppelte an Gewicht hinter sich herziehen. Außerdem muss ich beim Radfahren sehr auf Yannick achten und kann meine Konzentration nie komplett auf mich legen.

Welche Disziplin macht Yannick die meiste Freude?

Yannick liebt absolut jede Disziplin, solange genug Action ist und keine davon ewig lange dauert.  Auch wenn vielleicht einige denken, dass er ja nur dabei sitzt, ist es für ihn ebenso eine enorme Anstrengung. Mein Sohn ist hyperaktiv, schnell überfordert und reiz überflutet. Doch nichts kann ihn davon abhalten, die frische Luft, der Wind der ihm über die Haut streichelt und das Tempo, dass ihn jauchzen lässt, zu genießen. Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn uns die Menschen anfeuern, denn für meinen Sohn gibt es nichts Schöneres, als dem Applaus und Jubel zu lauschen.

Wie hat dich das Training mit Yannick verändert?

Niemals hätte ich den Schritt in die Triathlon-Szene ohne meinen Sohn gewagt. Ich hätte dadurch auch nie festgestellt, zu was ein Mensch alles fähig ist, wenn er etwas wirklich möchte. Die Bindung zu meinen Kindern ist generell schon immer sehr stark gewesen, aber durch diesen Sport ist es mir möglich, Yannick in den Mittelpunkt zu stellen. Wir alle können von Menschen mit speziellen Bedürfnissen lernen, denn für mich sind diese Menschen, die wahren Helden. Keiner von uns kann es sich nur annähernd vorstellen, wie es sein muss tagtäglich für die noch so kleinen Fortschritte kämpfen zu müssen.

Mein Sohn leistet Unvorstellbares und zeigt uns, dass wir alle über unsere Grenzen hinaus gehen können, wenn wir ganz fest daran glauben und uns von unserem Weg nicht abbringen lassen. Es kommt nicht darauf an, dass du mit der Bestzeit durchs Ziel läufst, sondern dass du überhaupt ankommst – denn erst der Weg zum Ziel, macht dich zu dem Menschen, der du heute bist.

Was ist deine Motivation die Strapazen eines Triathlons auf dich zu nehmen?

Ich wünsche mir für meinen Sohn, dass er an diesem besonderen Tag respektiert und angenommen wird. Er verdient Akzeptanz, Hochachtung und Respekt, weil er mir tagtäglich lehrt, die unsichtbaren Dinge im Leben, die von jedem einzelnen von uns oftmals in Vergessenheit geraten, zu schätzen und zu lieben. Feuert ihn an und zeigen wir ihm gemeinsam, dass ER der wahre Held im Alltag ist…

Und der Zehntelman in Vösendorf soll nicht der erste und einzige Triathlon bleiben. Yvonne und Yannick möchten unbedingt weitere Bewerbe gemeinsam absolvieren und würden sich freuen, wenn ihnen auch andere Veranstalter das OK für einen Start geben.

Fotos: privat

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