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Gerald Will – „Plan B … geht eh!”

Gerald Will ist seit über 30 Jahren leidenschaftlicher Triathlet. Neben seiner großen Passion Triathlon ist er Ehemann & Familienvater, Lehrer und selbstständig als “DerSportcoach”. Er betreut eine Vielzahl an Hobbyathleten und bringt sie mit seiner großen Erfahrung an ihre Ziele. Wir kennen Geri nicht nur als Triathleten mit eisernem Willen, sondern schätzen vor allem auch seine mentale Stärke und die positive Einstellung zum Leben.

Fotoshooting Gerald Will 2018

DerSportcoach




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Welche Auswirkungen hat das Coronavirus auf dein Privatleben?

Das Coronavirus hat auch mein Leben in der letzten Woche ziemlich auf den Kopf gestellt. Da ich neben meiner Tätigkeit als Leistungsdiagnostiker auch noch in einem Gymnasium in Wels mit einer halben Lehrverpflichtung Sport und Geschichte unterrichte, galt es zu Wochenbeginn zu allererst die Betreuungssituation der Schüler, die nicht zu Hause bleiben können, abzusichern. Innerhalb von wenigen Tagen mussten wir die Voraussetzungen für das Distance-Learning auf verschiedenen Lern- und Kommunikationsplattformen schaffen. Ich habe für meine Schüler, aber auch für die Eltern und Lehrerkollegen einen 4-Wochen-Bewegungsplan mit Videoanleitungen kreiert. Das war sehr lustig und spannend, weil meine jüngere Tochter Helene (8 Jahre) die Übungen auf den Videos präsentiert und die ältere Tochter Franziska (11 Jahre) quasi Regie geführt hat.

Unser Familienleben ist momentan viel intensiver. Meine Frau Kerstin ist Volksschullehrerin und versorgt ihre Schüler und Schülerinnen auch von zu Hause aus mit Material. Wir sind sozusagen 24 Stunden beisammen. Wir versuchen unseren Tag zu strukturieren. Die Kinder haben fixe Lernzeiten. Der Handykonsum von Franziska ist streng limitiert und Helene besitzt ohnedies noch keines. Vor dem Mittagessen gehen wir gemeinsam spazieren und am Abend wird gespielt, wobei das Spiel „Activity“ momentan Nummer eins ist. Wenn die Kinder im Bett sind, gibt’s dann ein gutes Glaserl Rotwein oder ein Rieder Weizen, um das Immunsystem zu stärken😉.

Christian Feuchtner und Gerald Will

Wie gestaltest du aktuell dein Training?

Das ist schnell beschrieben: Meine drei Schwimmtrainings werden durch drei Mal je 20 Minuten Zugseiltraining ersetzt. Wobei ich eines davon mit Intervallen auf dem Ergometer kombiniere. Das ist super fordernd und abwechslungsreich. Da die Zugseiltrainingseinheiten wesentlich kürzer sind als die Schwimmtrainings, geht sich ein zusätzliches Lauftraining aus. Ansonsten bleibt alles beim Alten. Ich bin natürlich in der glücklichen Lage bei mir im Studio alle Indoorgeräte verfügbar zu haben.

Wie trifft dich die Situation in deiner Selbstständigkeit?

Mich trifft es gar nicht so hart, da ich in erster Linie Trainingskonzepte und -pläne entwerfe. Das lässt sich auf digitalem Weg gut weiterführen, auch wenn es natürlich schöner wäre, mit den Sportlerinnen und Sportlern bei mir im Institut direkt zu kommunizieren. Die Laktatdiagnostik liegt natürlich jetzt im Dornröschenschlaf. Es ist zwar nicht optimal, einen neuen Trainingsabschnitt ohne Laktattest zu beginnen, also ohne eine exakte Evaluierung der Leistungsentwicklung der vorangegangenen Trainingsperiode zu haben. Aber momentan geht es halt nicht. Wichtig ist auch, dass alle meine Sportlerinnen und Sportler signalisiert haben, dass sie die Vorbereitung auf die kommende Saison durchziehen, auch wenn man nicht genau weiß, wann es wieder weitergeht.

Linztriathlon Gerald Will

Wie gehst du damit um?

Wie gesagt, ich brauche mich glücklicherweise nicht neu zu erfinden. Ich habe natürlich jetzt sehr viel mit meinen Sportlerinnen und Sportlern telefoniert und aufgrund der neuen Situation Trainingspläne umgestaltet.

Ich versuche, meine Athletinnen und Athleten durch die Krise zu begleiten und ihre Motivation, weiter zu trainieren, hoch zu halten. Unser Motto lautet: „Plan B … geht eh! Wir lassen uns nicht unterkriegen!“ Der Kick Off dieser Initiative war quasi mein nicht ganz ernst gemeinter Sprung in den 9 Grad kalten Mühlbach, den ich auf Facebook multipliziert habe.

Eine Erste-Hilfe-Aktion war auch, relativ schnell das Thema Zugseiltraining in Angriff zu nehmen, bevor es zu einer falschen Umsetzung dieser Trainingsmethode kommt. Zumal in den sozialen Medien schon zahlreiche Anleitungen kursieren, die, formulieren wir es einmal vorsichtig, meiner Meinung nach nicht optimal sind. Ich habe mehrere verschiedene Zugseile bestellt, getestet und das mir am besten erscheinende meinen Triathletinnen und Triathleten empfohlen. Zusätzlich habe ich mich in der vergangenen Woche über die Zugseilthematik intensiv telefonisch und per Video mit Mag. Gudrun Lindner (Leiterin der Swim-Academy in Wels und mehrfache Schwimmstaatsmeisterin) ausgetauscht. Danach habe ich ein Anleitungsvideo erstellt, aus dem die exakte Bewegungsbeschreibung, die Wiederholungs-, Pausen- und Seriengestaltung hervorgeht.

Zugseiltraining

Welche Chancen siehst du durch die Krise?

An dem momentan etwas überstrapazierten Spruch „in jeder Krise steckt eine Chance“ ist meiner Meinung nach schon etwas dran.

Beruflich habe ich die Situation ja schon beschrieben. Privat bietet sich die Chance, vorausgesetzt man ist nicht in einem Beruf tätig, der momentan alle Energiereserven bindet, das Familienleben zu intensivieren.

Was unser Zusammenleben im Allgemeinen anbelangt, könnte eine ganze Menge an Schlüssen aus der Krisensituation gezogen werden, vor allem was den respektvollen Umgang mit unsren Mitmenschen anbelangt. Ein Phänomen, über das ich mir momentan fast mehr Sorgen mache, als über das Virus selbst, ist gerade vor allem in den sozialen Medien zu beobachten. Es geht die Hetze los: Von „Lehrer nicht mehr bezahlen“, „über sich gegenseitig zur Spargelernte schicken“ (Die einen schicken die FPÖ-Wähler und die anderen die Friday-For-Future-Anhänger auf´s Feld) ist alles dabei. Andere wiederum sehen in den Sinti und Roma in Wels Campinggäste, die Urlaub machen, während „wir Österreicher“ in Quarantäne sind. Dann gibt es die selbsternannten Sittenwächter, die überall Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen orten und sich dadurch als die besseren Virusbekämpfer sehen. Bald werden die „Drinnenfahrer“ gegen die „Draußenfahrer“ zur Jagd blasen. Die Jungen schimpfen über die Alten und die Alten über die Jungen.

Das alles brauchen wir jetzt gar nicht. Ich glaube, fast alle wissen mittlerweile, was zu tun ist. Die, die arbeiten dürfen und müssen machen es hervorragend, und die, die nicht arbeiten dürfen, leisten auch ihren Beitrag.

Gerald Will Wels Triathlon

 In diesem Sinne: „Plan B … geht eh! Wir lassen uns nicht unterkriegen!“

 




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