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38. Steiralauf 2017 – bei -20 Grad im Skatingschritt

Seit ich vor zwei Jahren mit dem Skaten begonnen habe, nehme ich am Steiralauf teil. So machten wir uns auch heuer wieder auf den Weg nach Bad Mitterndorf. Es sollte für mich eine schnellere Trainingseinheit mit Spaßfaktor werden. Ein „kleiner“ Bewerb in der sonst sehr trainingsintensiven und oft wenig abwechslungsreichen Winterzeit kann ja nicht schaden. Doch was mich und die anderen Teilnehmer dieses Jahr erwartete war eine besondere Herausforderung…

Ich hatte mich wieder für die 25km Strecke in der freien Technik entschieden. Genau meine Distanz, nicht zu lange und trotzdem anstrengend. Für die längere Strecke über 50km fühle ich mich aufgrund meiner geringen Skatingerfahrung noch nicht bereit. Aber das kann ja noch kommen. 😉

Die Streckenführung wurde heuer für alle Distanzen geändert. Darauf freute ich mich, denn eine neue Strecke kennen zu lernen ist immer spannend. Start und Ziel befanden sich dadurch nicht mehr an zwei verschiedenen Orten, sondern beide bei der Grimmingtherme. Ein weiterer Vorteil und eine Verbesserung für Teilnehmer und Zuseher.

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Der Morgen vorm Steiralauf

Samstag Früh vor dem Bewerb war ich guter Dinge. Ich hatte mir heuer nicht nur eine neue Ausrüstung geleistet, sondern auch schon einige Trainingstage am Schnee hinter mir und freute mich auf den Bewerb. Die Ski waren gewachselt und es sollte ein sonniger Tag werden. Der Blick auf den Thermometer zeigte beim Aufstehen -9 Grad an, kalt aber nicht zu kalt und die Sonne würde die Luft ja noch erwärmen. Dachte ich…

Wir fuhren nach Bad Mitterndorf, von unserer Wochenendheimat Gosau ja nicht weit entfernt und es wurde immer kälter. Ein Grad nach dem anderen purzelte am Thermometer, wir konnten es fast nicht glauben. War der Thermometer am Auto defekt? Das konnte doch nicht wahr sein? -19 Grad zeigt er bei unserer Ankunft im Startgelände an… in mir breitete sich ein mulmiges Gefühl aus.

Vor dem Start

Wer mich kennt weiß, dass aufgeben bei mir nicht am Plan steht. Ich war angemeldet und wir schon vor Ort, d.h. ich werde starten. Draußen war es wirklich bitter kalt, das Thermometer hatte sich leider nicht geirrt. Abholen der Startunterlagen und schnell wieder ins warme Auto. Ich wollte mich nur die nötigste Zeit vorm Start draußen aufhalten um nicht zu viel auszukühlen. Anziehen, aufwärmen, zum Start hin Skaten und vor allem immer in Bewegung bleiben.

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Der Startschuss und dann…

…ging es schon los. Einige hundert Teilnehmer machten sich auf den Weg auf die beiden Skatingstrecken. Ich stand wie immer irgendwo mitten im Feld drinnen. Um einen Startplatz ganz vorne zu ergattern musste man entweder als Profi „erkannt“ werden oder bald genug da sein und sich seinen Platz zu reservieren. War bei mir beides nicht der Fall. 😉

Während der Startbereich noch sehr breit war mit fast 10 Spuren nebeneinander, so wurde aber die Loipe gleich ein paar hundert Meter nach dem Start sehr schmal. So schmal, dass man nur mehr zu zweit nebeneinander Skaten konnte. Es folgt das logische Chaos, auf die Ski steigen, Stöcke irgendwo verheddern, Stürze. Man musste höllisch aufpassen nicht hinzufallen, mein Puls stieg gleich einmal in höhere Sphären. 😉

Die ersten zwei Kilometer hielt dieses Chaos an, erst dann wurde es langsam besser. Die „alte“ Strecke hatte gleich nach dem Start einen ersten breiten Anstieg, wo sich das Feld besser auseinanderzog und dadurch hielt sich das Chaos meiner Erfahrung aus den letzten Jahren nach in Grenzen. Heuer empfand ich es schlimmer. Erst als sich der Pulk aufgelöst hatte konnte ich durchschnaufen und meinen Rhythmus finden.

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Die Strecke

Vom Start weg ging es relativ flach, aber immer etwas leicht ansteigend die ersten 5km bis zur Wende. Dort war auch die erste Labestation. Danach ging es leicht bergab wieder zurück zum Startgelände. Immer sonnig und angenehm zu laufen. Die Zeit verging wie im Fluge, schon passierte ich auf Höhe des Starts auch zum ersten Mal Christian, der mit der Kamera in der eisigen Kälte stand. Bei ziemlich genau der Hälfte (12,5km) folge die zweite Labestation. Und dann wurde es richtig hart. Die Strecke tauchte ein, in einen schattigen und eiskalten Teil. Der Schnee knirschte, es war kein Gleiten der Skier mehr möglich. Doch dem nicht genug fingen jetzt auch die Anstiege an. 250 Höhenmeter waren bis zum Ziel noch zu bewältigen, doch das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Vor lauter Kälte tat das Atmen weh, die Beine noch mehr und die Arme mussten die ganze Arbeit leisten. Meine Skier klebten oft am kalten Schnee so schlimm an, dass es  mich richtig stoppte und ich aufpassen musste nicht hinzufallen. So können 12,5km sehr lange werden.

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Bis ins Ziel

Es war für mich einfach nur unglaublich hart. Und ich bin kein wahrlich kein „Weichei“ und viel gewohnt. Früher bin ich oft bei -20 Grad und mehr Skirennen gefahren, doch das war gar kein Vergleich. Beim Skifahren musste man sich nur für das Rennen kurz bis auf den Rennanzug ausziehen und konnte danach gleich wieder ins Warme flüchten. Über 25km und an die zwei Stunden eine ausdauernde Belastung in dieser Kälte zu bringen, raubt dem Körper sehr viel Energie. Vom Kopf her wollte ich mich bei jedem Anstieg auf der Schlussschleife am liebsten hinlegen, ich wurde auch bestimmt immer langsamer, aber ich kämpfte mich bis ins Ziel. Die Zeit war natürlich komplett zu vergessen, an diesem Tag zählte einfach nur, dass ich durchgehalten habe.

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Die Veranstaltung

Der Steiralauf ist immer wieder eine toll organisierte Volkslanglauf-Veranstaltung. Die Strecken, die Verpflegung und das ganze Rundherum passt einfach. Vom Profi bis zum Anfänger ist hier jeder Willkommen. Das Startersackerl ist gut gefüllt, man erhält am Wettkampftag einen Eintritt in die Grimmingtherme, ein hochwertiges Accessoire von Löffler und eine top Zielverpflegung. Und die Zirbenteller bei der Siegerehrung, angefertigt vom Holzatelier Kumitzberg (http://kumitzberg.at/), sind sowieso ein absolutes Unikat.

Einzig bei der Siegerehrung war ich heuer etwas perplex, als ich mit meinen 32 Jahren als „reifere Dame“ aufgerufen wurde. 😀

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Mein persönliches Fazit

Das war ganz bestimmt nicht mein letzter Start beim Steiralauf. Aber ich habe auch gelernt, dass ich mir in Zukunft egal ob Bewerb oder Training bei solchen Temperaturen zwei Mal überlege ob es Sinn macht draußen eine derartige Belastung zu absolvieren. Nach einer heißen Dusche und dem Auffüllen der verbrauchten Energiereserven mittels Zielverpflegung und Nudelbuffet war ich den restlichen Tag zu nichts mehr gebrauchen. Mein Körper war völlig leer und außer im Bett liegen war ich zu nichts mehr fähig. Dadurch wurde mir erst richtig bewusst, was für eine extreme Belastung dies für meinen Körper war.

Weitere Informationen und Ergebnisse: http://steiralauf.at/

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