Christoph Schlagbauer startet seit 2014 als Triathlon-Profi und ist ÖTRV Nationalteam Athlet im Winter-Triathlon. Nach einem 2. Platz in seiner AG auf Hawaii 2013, entschied er sich als Profi zu starten und kürte er sich unter anderem 2017 zum Staatsmeister im Wintertriathlon. Nach seinem Studium der Sportwissenschaften arbeitet Christoph neben seinem Triathlonprofi- Dasein als selbstständiger Trainer. Im Interview gibt uns Christoph Einblicke in sein Leben als Profi und Coach und seinem Weg zum Triathlon.
Vielen Dank Christoph für das spannende und höchst authentische Interview!
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Wann und wie bist du zum Triathlon gekommen?
Ich würde mich da als klassisches Bespiel eines Quereinsteigers bezeichnen, der zwar von der frühen Kindheit an – typisch Landkind – so alles quer durch die Bank auf sportlicher Ebene
gemacht und versucht hat, aber ohne konstruktives Training, geschweige denn auf Leistungssportbasis. Als ich mir 2010 nach der Tour de France eingebildet hab „Herst, i wüll a a Rennradl haben“ und mir in den Sommerferien desselben Jahres mittels YouTube-Videos Kraulen für die Sportaufnahme-Prüfung beigebracht habe, bin ich da so einfach reingestolpert. Man muss dazusagen, das ich jedoch davor schon bei vielen Volks- und Bergläufen am Start war, woher man dann auch die „inspirierenden Personen“ kannte. Zum Beispiel das ganze Team des RTT-Passail, für welches ich dann startete um Berndi Pöllabauer, Gotti und Paula Knoll oder Ali Möstl. Typische hartgesottene, eingefleischte Multisportler aus der Region. Oder auch Christian Almer, der mich u.a. dann im vergangenen Jahr auch beim Sieg des Austria eXtreme Triathlon supportet hat. Keine weltbekannten Namen, ich kannte ja damals nicht Mal die Distanzen eines Ironman Rennens 😉
Was fasziniert dich am Triathlonsport?
Ohne jemanden zu nahe treten zu wollen, finde ich das Triathlon ein Sport ist, wo du alles können musst, aber nicht so richtig. Das Niveau an der absoluten Spitze ist natürlich auch in
Einzelfällen auch in den Einzeldisziplinen Weltklasse, aber ich glaube, dass das irgendwie zu meiner sportlichen Vergangenheit passt. Die war abwechslungsreich, ich war bei jedem Sauaustreiben dabei, habe für alles ein Talent gehabt und immer das gemacht was mir Spaß gemacht hat. Und bis zu einem gewissen Grad finde ich das auch im Triathlontraining in seinen verschiedenen Disziplinen wieder.
Warum hast du dich 2014 entschieden als Profi zu starten?
Was ich als Kind noch besser konnte, als selbst Sport zu machen, war diesen im Fernsehen anzuschauen. Egal was, Hauptsache Sport. Und daraus entstand ein Kindheitstraum: „Einmal
selbst Profi sein.“ Da es bei mir familiär keinen sportlichen Background gab, stellte sich die Frage worin. Oder eben auch nicht, und so vergingen die Jahr und ich war auf einmal 20. Da
schien der Zug abgefahren. Da ich dann als Amateur im zweiten vollen Triathlon Jahr auf Hawaii Vize-Weltmeister in der M18 wurde, dachte ich mir – das ist jetzt die Chance. In Hawaii warst, gut warst auch, Student bist auch… tun wir ab jetzt so, als wär ma Profi. Also eigentlich hab ich mir einen Kindheitstraum erfüllt.
Du bist mit GET Endurance auch als Unternehmer tätig. Wie bringst du deinen Beruf und dein Triathlon-Profi Dasein unter einen Hut?
Aktuell relativ schwer um ehrlich zu sein. Das Problem werden alle Selbstständigen kennen: Arbeitest was, verdienst was. Arbeitest nix, verdienst nix. Ein No-Na-Net Problem, welches
aber gepaart mit einem ähnlichen Ehrgeiz, wie ich ihn auch im Triathlon habe, in einer Ruhe- und Rastlosigkeit mündet. Ich bilde mir oft ein, dass Regenerieren Faulheit und Herumsandlerei ist, gerade auch weil ich aus einer Bauern-Familie komme, wo die Eltern nichts anderes kennen, als um 5 aufzustehen, und bis 19 Uhr bis aufs Essen durchzuarbeiten. In der Zeit, wo man herumliegt, könnte man ja Das-und-das-und-das-Alles machen. Aber das kennen sicher alle im Semi-Profi Bereich.
Wieviel Wert legst du auf ein professionelles Umfeld und wie sieht das aktuell bei dir aus?
Ein Thema das momentan bei mir voll im Fokus steht. Mir wird gerne nachgesagt, dass ich Lifestyle-Profi bin und ich kann das leider nicht wirklich von mir weisen. Ich möchte mir im
heurigen Jahr vieles so umbauen, dass sich vor allem Mal eine konstante Note ohne Ungewissheit einstellt, wie man nächstes Jahr wieder weitermachen soll. Für mich wäre es aktuell schon „professionell“, wenn ich einen klassischen Jahresablauf einfach runtertrainieren und –arbeiten könnte ohne zu viel Neues nebenbei aufbauen zu wollen. Das ist mir bis zum heutigen Tage noch nicht gelungen, mal schauen was kommt.
Wie können wir uns eine typische Woche bei dir vorstellen?
Im Großen und Ganzen versuche ich natürlich alles auf den Sport auszurichten, so gut es geht. In einer typischen Woche Versuche ich am Ruhetag, der meistens aus nur einer Schwimmeinheit besteht, so viel als möglich an Büroarbeit unterzubringen. Gelingt wenn man müde ist aber oft eher schlecht als recht. Die restliche Woche versuche ich mir tagsüber primär fürs Training freizuhalten und teile mir dort je nach Trainingsplan auch meine Termine, die die Arbeit und der Sport so mit sich bringen, ein. Am späten Nachmittag grüßen unter der Woche täglich Firmen- oder Vereinskurse im Bereich Laufen, Schwimmen oder Athletik. Danach steht entweder Büro oder Zeit mit Freunden am Programm, wenn ich nicht gerade bis halb 10 im Hallenbad stehe.
Rückblickend auf deine Triathlon Anfänge war dein Fokus auf Mittel- und Langdistanz gelegt und als junger Athlet (AK18-24) hast du die Qualifikation für Hawaii geschafft! Wie hast du damals Hawaii erlebt?
Das habt ihr vollkommen richtig erkannt. Der schwimmerische Background – nämlich keiner – machte internationale Kurzdistanzen unmöglich. Meinen ersten 400m-Test 2011 bin ich in
7:35 geschwommen. Und da ich auch wenig Ahnung vom Sport hatte, muss es natürlich gleich mal ein Ironman sein. Hawaii war einfach MEGA, eh klar! Das war 2013. Ich war 2012 bei der 70.3 WM in Las Vegas und bin da nur eine Woche davor angereist, um nach einem suboptimalen Rennen, bei dem ich 9. in der AK wurde, noch 3 Wochen für einen Roadtrip zu nutzen.
So schön das war, wollte ich trotzdem daraus lernen und bin schon einen Schritt Richtung Profi-Dasein gegangen: Ich war 4 Wochen auf Hawaii, davon aber nur mehr 3 Tage nach dem Rennen. Ich habe 3 Wochen vor dem Rennen auf der Insel noch über 30 Stunden trainiert, an das kann ich mich noch gut erinnern. Da lernt man die Insel von einer ganz anderen Seite kennen, einer sehr harten, aber auch super schönen. Am Renntag hatte ich dann den Benefit, dass ich aus subjektiver Sicht sehr leichte Bedingungen vorfand. Alles Eindrücke vom Training und den Erlebnissen auf der Insel zu schildern würden den Rahmen des Interviews sprengen, aber ich hab meinen alten Blog rausgesucht, falls es Interessierte gibt: viele Bilder, viel Text, viele Rechtschreibfehler 😉
Preparations in Paradies & Ironman World Championship Hawaii 2013
Nach Hawaii 2013 scheint sich aber etwas verändert zu haben. Du startest seitdem auch bei Duathlons, Cross- und Wintertriathlonbewerben. Wie kam es dazu?
Mir fallen dazu gleich drei Worte ein: Überheblichkeit, Übermut und Fall – ist zwar ein bisschen übertrieben, aber ich würd’s mal so bezeichnen, wenn wer anders so weiter gemacht hätte, wie ich damals. Eigentlich hab ich seit Hawaii keine Ironman-Langdistanz mehr drüber gebracht und habe dort nach wie vor mit 9:03 meine Bestzeit stehen. Ich habe in der Profi- Klasse mit eher dürftigem Schwimmen und zu offensiver Fahrweise am Rad einfach oft eine am Deckel bekommen, war sehr oft krank, hatte auf längeren Distanzen immer Ernährungsprobleme und konnte nur nationale Rennen gewinnen – oder auch nicht.
Eine Saison hatte ich, wo ich auch bei „Wald- und Wiesentriathlons“ immer „nur“ 2. wurde, es war wie verhext. Gerade auch nach 2015 habe ich dann einiges geändert und mal mit einer Kurzdistanzsaison auf nationaler Ebene meine komplette Rennplanung auf den Kopf gestellt. Drei Staatsmeisterschaftsmedaillen waren die Folge. Das tat zwischendurch einfach mal gut nicht immer nur eine am Deckel zu bekommen. Ziel ist es aber nach wie vor auf der Langdistanz, speziell in Ironman-Rennen, Erfolge zu feiern – darauf ist alles ausgerichtet.
Wo sehen wir dich in der Saison 2019 überall am Start?
Fest steht, dass ich alles auf den Ironman Austria ausrichte. Danach muss man mal schauen, eventuell muss ich eine offene Rechnung mit einer Qualle und einem Schlagloch aus Wales begleichen im September. Ebenso arbeite ich auch mit dem schöcklHERO Triathlon sowie mit dem Steiraman – Styrian eXtreme Triathlon zusammen, wo ich auch am Start sein werde. Eröffnen werde ich den Sommer 2019 beim Sprinttriathlon in Großsteinbach.
Wie sieht dein mittel-und langfristiges Ziel im Triathlon aus?
Mittelfristige Ziele setze und bespreche ich gerne mit meinem betreuenden Umfeld und möchte ich nur soweit publik machen, als ich sage: Maximal mögliche Leistung bei allen Hauptrennen abrufen. Der Mensch braucht Ziele, auch wenn sie hoch gesteckt sind: Langfristig will ich unbedingt einen Ironman als Profi gewinnen. Und wenns der Ironman Dschibuti ist 😉
Du leitest unter anderem Workshops für Triathlon Veranstalter. Erzähl uns doch etwas darüber.
Ja genau, die Bewerbe habe ich auch zwei Fragen weiter oben schon erwähnt. Beide Workshops haben gemeinsam, dass ich einerseits natürlich Inhalte zum Triathlon im Allgemeinen bringen werde, aber andererseits auch eine spezielle Vorbereitung auf den jeweiligen Bewerb thematisiert wird. Beide Bewerbe sind ja was besonders: Der Steiraman findet das erste Mal statt und soll quasi ein Bindeglied zwischen einem normalen Volks- oder Bergtriathlon zu einem Extremtriathlon sein. Der schöcklHERO ist ein Bergtriathlon auf den Grazer Hausberg, den auch jeder Einsteiger in den Triathlonsport bewältigen kann. Und so soll bei den Workshops vor allem auch für Anfänger und leicht Fortgeschrittene was geboten werden, der Fokus liegt dabei auf den beiden Wechselzonen, dem Freiwasserschwimmen und natürlich Lauftechnik. Abgerundet wird das Ganze durch Streckenbesichtigungen, Theorievorträge und vieles mehr.
Im Jahr 2019 hast du einen eigenen Triathlon-Verein gegründet. Was hat dich dazu bewegt?
Hauptsächlich vermehrtes Training mit dem Triathlon-Nachwuchs in meiner Region. Sportliches Schwimmen ist in der Oststeiermark im Allgemeinen noch ein sehr unbeschriebenes Blatt, zudem waren Vereins- und Förderungsstrukturen in meinem vorigen Verein nicht darauf ausgelegt irgendetwas in diesem Bereich aufzuziehen. Die Kosten sind an den Eltern und dem Good-will des Trainers hängen geblieben. Der Verein soll den Nachwuchssport fördern und alles was von oben an Mitteln kommt, soll zu 100% ins Training fließen. Auf unnötige Ausgaben, die sich aus dem klassischen Vereinsleben ergeben, soll verzichtet werden. Der Nachwuchs wird hierbei nicht zum Leistungssport gedrängt, Ziel ist es aber schon das eine oder andere Talent herauszubekommen und zu fördern. Auch Leistungssportler im Erwachsenenbereich sollen gefördert werden. Ein Triathlet, der für uns startet, darf sich halt keine Weihnachtsfeier oder Stammtisch erwarten, aber dass ihm etwaige Förderung, die der Verein für seine Leistungen und Erfolge erhält, auch 1:1 ausbezahlt bekommt.
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