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Roy Hinnen – Triathloncoach und Buchautor im Interview

Vor kurzem sind wir auf das Buch TRIATHLON TOTAL: Dein Weg zur neuen Bestzeit  gestoßen. Ein umfassendes Buch inklusive Trainingsplan, das wirklich alle Bereiche des Triathlontrainings abdeckt. Der Autor ist Roy Hinnen, er hat 30 Jahre Triathlonerfahrung und hat mit “TRIATHLON TOTAL” das meistverkaufte Triathlonbuch der Schweiz geschrieben.  Seine persönliche Langdistanz-Bestzeit liegt bei 8:35 Stunden, die er schon 1991 erzielte. 

Er erlebte den Triathlonsport von der Pike auf und trainierte schon Mitte der 1980er Jahre in den USA. Als 18-Jähriger zog er in die USA und trainierte dort mit Dave Scott und Mark Allen. 1987 brachte er als erster den Triathlonlenker nach Europa und entwickelte seine eigenen Triathlon Fahrräder und Neoprenanzüge. 1989 gründete er seine erste Sporthandelsfirma. Seit 2002 coacht er Athleten aller Leistungsklassen. Seit 2016 betreibt er den ersten Schwimmkanal in der Schweiz.

Roy Hinnen Portrait

Wie ist die Idee zu deinem Buch „TRIATHLON TOTAL“ entstanden?

Das Buch ist im Prinzip aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus entstanden. [lacht] Als ich mit Anfang 40 meine Handelsfirma verkaufte, widmete ich mich verstärkt meiner Coachingtätigkeit. Dann kam mir die Idee, all meine Triathlonerfahrung der letzten Jahrzehnte für mich schriftlich zusammenzufassen. Aus diesen Aufzeichnungen entwickelte sich die mutige Idee, daraus ein Buch zu machen. Allerdings brachte mich das in einen Zwiespalt, denn ich erinnerte mich nur zu gut an einen bestimmten Satz aus meiner Schulzeit: „Was soll bloß mal aus dem Roy werden, der kann ja nicht mal richtig schreiben.“ Könnte ich also ein Buch herausbringen, obwohl ich gar nicht gut in der Schule war? Bedenken kamen auf, doch sie spornten mich auch ungemein an. Fuck it, ich mach‘s einfach! Heute ist TRIATHLON TOTAL bereits in der 3. Auflage erschienen.

Was möchtest du mit deinem Buch erreichen?

Ich möchte möglichst viele Athleten dazu ermuntern, neue Dinge auszuprobieren und gegebenenfalls in das eigene Training zu integrieren. Es macht mich glücklich, wenn ich erfahre, dass jemand meine Inputs genommen, damit experimentiert und sein Training entsprechend bereichert hat.

Die Inhalte deines Buches sind sehr vielfältig und decken im Grunde alle Bereiche ab.  War das deine Idee dahinter? 

Wie sinnvoll ist es, über Höhentraining zu schreiben, wenn ich nicht gleichzeitig die Blutwerte und den Eisenanteil im Blut anspreche? Oder ein Kapitel über Schwimmtraining, wenn ich die Schwimmer nicht mit ihren körperlichen Fähigkeiten – also Schwächen UND Stärken – konfrontiere? Wie effektiv ist es, pauschal irgendwelche Trainingssets zu empfehlen, wenn der Triathlet nicht weiß, wie er sie konkret für seinen Leistungsstand am besten umsetzt, so wie er das mit meinen Formeln tun kann? Alles ist miteinander verbunden. Ich bin der Überzeugung, dass nur eine ganzheitliche Herangehensweise wirklich erfolgreich ist.



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Beim Kauf des Buches ist auch ein 14-Wochen 70.3 Trainingsplan beinhaltet. Für wen ist dieser geeignet?

Anhand dieses Gratis-Trainingsplans erläutere ich, wie man sinnvoll für ein 70.3-Rennen trainiert und das Wissen sowie die Trainingssets aus meinem Buch umsetzen kann. Für einen Rookie könnte der Plan ggf. etwas zu viel, für einen Profi zu wenig sein. Dennoch zeigt der Plan verschiedene Dynamiken auf und er verdeutlicht, wie man sein Training sinnvoll aufbauen kann. Und daraus kann jeder Triathlet einen Nutzen ziehen. Weitere meiner Trainingspläne sind seit Mitte April übrigens auch über die Trainingsplattform PerfectPace erhältlich.

Du hast mehrere Formeln und davon abgeleitet verschiedene Trainingsempfehlungen entwickelt  Wie sind diese Formeln entstanden? 

Ende der 1990er Jahre habe ich mit der BikeFormel begonnen, weil ich als Coach sichergehen wollte, dass die von mir betreuten Athleten auch im richtigen Bereich trainierten. Ich tüftelte lange herum und war am Ende selbst verblüfft, wie man mit einem einfachen Test über lediglich vier Minuten oder einen Kilometer – wie z.B. bei der RunFormel – die unterschiedlichsten Trainingsbereiche und deren Intensität ableiten kann – vorausgesetzt natürlich, der Test wird richtig ausgeführt. Hier geht’s zu meinen Formeln.

Lanzarote Roy Hinnen Laufcoaching

Kann ein Buch, deine Formeln und die daraus resultierenden Trainingsempfehlungen das persönliche Coaching ersetzen?

Nichts kann irgendwen ersetzen. Ein Buch ist ein Buch. Ein Coaching ist ein Coaching. Es sind immer verschiedene Elemente, die zu einem Ganzen führen. Ein Buch kann ein Beginn sein, um später ein Coaching zu testen. Man kann aber auch ins Coaching kommen und mit meinem Buch das Wissen vertiefen.

Als Athlet steht man vor der Frage: Training mit Coach oder selbst angeleitet. Wo siehst du hier Vor- und Nachteile? 

Das kommt ganz auf die Person an. Jeder Athlet muss für sich entscheiden, ob er sich auf ein Coaching einlassen mag, und der Coach muss klären, ob er den Sportler angemessen stimulieren kann. Kann sich ein Athlet gut auf das Coaching einlassen, dann ist das eine schöne Zusammenarbeit, die bei mir in der Regel zwischen neun Monaten bis zu zwei Jahren dauert. Wer allerdings „sein eigenes Ding“ machen möchte, riskiert damit einen Konflikt unter dem die Effizienz des Trainings leidet. Dann ist es oft besser, auf einen Coach zu verzichten.

Lanzarote Roy Hinnen Radcoaching

Im Buch widmest du ein Kapitel dem Thema Höhentraining. Ist dies für mich als Hobbyathlet relevant?

Ja, es ist für dich als Hobbyathlet relevant, sofern du höhere Ziele hast und einen niedrigen Hämoglobinspiegel. Dann nämlich kannst du mit 30 Tagen in einem Höhenzelt noch sehr viel aus dir herausholen. Insgesamt kann man die Leistung um bis zu vier Prozent steigern und das für relativ wenig Geld. Das Training mit dem Höhenzelt lässt sich gut in den Alltag integrieren – vorausgesetzt natürlich, das Geräusch des Kompressors stört dich nicht und es macht dir nichts aus, in dieser Zeit alleine im Zelt zu schlafen. Ich habe zu diesem Zweck vier Höhenzelte im Verleih.

Du arbeitest viel im Schwimmkanal. Was sind hier die Vorteile?

Bei einer Analyse im Schwimmkanal erhältst du Bilder deines Schwimmstils aus drei verschiedenen Kameraperspektiven. Dazu zeige ich dir Übungen, mit denen du deine funktionelle Beweglichkeit – passend zu deiner individuellen Schwimmtechnik – steigerst. Innerhalb von 30 Minuten liefere ich dir sehr viel Input, der bislang nur Profischwimmern vorbehalten war. Im Rahmen der gemeinsamen Auswertung siehst du deinen Schwimmstil von außen und verstehst die Ursache deiner Bewegungen oder Fehlbelastungen – bspw. aufgrund verkürzter Sehnen.

Roy Hinnen Schwimmkanal

Was bedeute für dich persönlich die Arbeit als Triathloncoach?

Es erfüllt mich ungemein, wenn ich Athleten auf ihrem Weg begleiten kann. Wenn sie im Coaching Aha-Erlebnisse haben, eine Selbständigkeit in ihrem Training entwickeln und mir am Ende sagen, was sie aus unserer Zusammenarbeit mitnehmen konnten. Es ist immer wieder ein Geben von Know-how und ein Loslassen von Menschen, die auf ihrem Weg sind.  Mit meinem Coaching spreche ich Triathleten an, die bereit sind, sich und ihr Training zu reflektieren und an ihrer Persönlichkeit sowie ihren mentalen Fähigkeiten zu arbeiten. Wenn man ehrlich und auf eine faire Art miteinander kommuniziert, entsteht daraus ein spannender Austausch, an dem am Ende ein gutes Resultat zu Buche steht. Ich selbst lerne auch unheimlich viel von meinen Athleten und etwa die Hälfte meines Buches ist aus dieser Zusammenarbeit entstanden.

 




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Letzte Aktualisierung am 29.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

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